Mexiko / Menschenrechte

2.618 Verschwundene binnen eines Jahres in Mexiko

Verheerende Bilanz im ersten Regierungsjahr von Präsident Peña Nieto. Menschenrechtsorganisationen fordern seriöse Untersuchungen

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"Wo sind sie?" Ein Plakat der NGO FUUNDEC fordert Aufklärung der Fälle von Verschwundenen
"Wo sind sie?" Ein Plakat der NGO FUUNDEC fordert Aufklärung der Fälle von Verschwundenen

Mexiko-Stadt. Nach Angaben des Nationalen Registers über verschwundene Personen (Registro Nacional

de Personas Desaparecidas) sind in Mexiko in den ersten zehn Monaten der Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto 2.618 Personen verschwunden. Demnach werden 1.115 Frauen und 1.502 Männer in 29 der 32 mexikanischen Bundesländer als "desaparecidos" geführt, als Verschwundene. In den Bundesländern Campeche, Nayarit und Hidalgo werden verschwundene Personen bis heute nicht offiziell registriert. Aus den Daten des Nationalen Registers geht hervor, dass die weiblichen Opfer vor allem zwischen zwölf und 17 Jahre alt sind.

Konkrete Zahlen über Verschwundene in Mexiko lassen sich auf Grund einer nicht bereinigten und nicht aktualisierten offiziellen Datenbank nur schwer erheben. Bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Felipe Calderón gab es eine offizielle Liste von 26.121 Verschwundenen. Auf Druck der Angehörigen der Verschwundenen hatte die damalige Regierung das Nationale Register über verschwundene Personen erstellt. Peña Nieto versprach kurz nach seinem Amtsantritt, diese Datenbank zu bereinigen und einen freien Zugang für alle Bürger zu gewährleisten. Seit dem 25. Mai dieses Jahres ist das Nationale Register funktionsfähig und einsehbar.

Internationale Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch bestätigen die Anzahl von 26.121 Verschwundenen in Mexiko. Sie betonen aber in ihren Berichten die unmittelbare Notwendigkeit, die Daten zu überarbeiten sowie in tausenden Fällen zuverlässig zu ermitteln.

Die Menschenrechtsorganisation FUUNDEC, eine hauptsächlich im Norden Mexikos aktive NGO, die sich auf das Wiederfinden von Verschwundenen konzentriert, hat bis August 2013 allein im Bundesland Coahuila 320 Fälle von Verschwundenen registriert. Wie der FUUNDEC-Gründer Jorge Verástegui gegenüber amerika21.de betonte, hat die Organisation in ihren Ermittlungen Ähnlichkeiten verschiedener Fälle von Verschwundenen feststellen können. Demnach sind 90 Prozent der Verschwundenen in Coahuila Männer. Das Alter der Opfer liegt zwischen 18 und 35 Jahren. 80 bis 90 Prozent der Verschwundenen waren in sogenannten Retenes (Straßensperren) von schwer bewaffneten und maskierten Milizen festgenommen worden und danach nicht wieder aufgetaucht.

Angehörige der Verschwundenen fordern nach wie vor eine seriöse und transparente Erfassung der Verschwundenen. "Wir können sagen, dass der mexikanische Staat nach wie vor keinen Überblick darüber hat, wie viele Verschwundene es in Mexiko gibt", bilanzierte ein Mitglied von FUUNDEC.