Chile / Soziales

Zwei Monate nach dem Großbrand in Valparaíso – eine Bilanz

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Eine der 1.600 provisorischen Behausungen, die von der Regierung zur Verfügung gestellt wurden
Eine der 1.600 provisorischen Behausungen, die von der Regierung zur Verfügung gestellt wurden

Valparaíso. Zwei Monate nach dem Großbrand in der chilenischen Hafenstadt Valparaíso, der 12.000 Menschen obdachlos gemacht und über 1.000 Hektar Land zerstört hatte, läuft die Hilfe zum Wiederaufbau der zerstörten Stadtteile nur langsam an.

Von den 3.200 Familien, die in Folge des Großbrandes obdachlos geworden sind, konnten bislang lediglich 1.600 in vom Staat zur Verfügung gestellte provisorische Behausungen ziehen. Viele leben nach wie vor in Notunterkünften oder bei Verwandten. Die starken Regenfälle sowie die kalten Temperaturen der vergangenen Tage haben die Wohnsituation vieler Betroffenen noch verschärft.

In einem ersten Schritt hat das Parlament am 11. Juni ein Hilfspaket von umgerechnet 541 Millionen Dollar für den Wiederaufbau der Hafenstadt verabschiedet, mit dem unter anderem Unterkünfte für 1.500 Familien auf ihren ursprünglichen Grundstücken sowie Wohnräume für weitere 1.000 Familien an anderen Orten geschaffen werden sollen. Auch der Senat bewilligte 400 Millionen Dollar für den Wiederaufbau der zerstörten Stadtteile.

Die beiden Senatoren des Wahlkreises Valparaíso, Francisco Chahuán und Ricardo Lagos Weber (Nationale Erneuerung bzw. Partei für die Demokratie), begrüßten die bewilligten Finanzspritzen, forderten jedoch gleichzeitig einen Masterplan von der Regierung, der sich mit der nachhaltigen und langfristigen Stadtplanung Valparaísos befasst. Zudem solle eine Institution geschaffen werden, welche die Verwendung der Mittel des Wiederaufbaus koordinieren und überprüfen und sich mit den strukturellen Problemen der Hafenstadt auseinandersetzen soll. Zu den gravierendsten Problemen zählen neben den schwierigen geographischen Bedingungen und dem anhaltenden Bevölkerungswachstum auch die häufig zu dichte Bebauung, wo es weder ausreichende Infrastruktur noch Fluchtwege in Katastrophenfällen gibt.

In Valparaíso sind seit dem Großbrand tausende Bürger auf die Straße gegangen. Neben der unzureichenden materiellen Hilfe steht vor allem die apathische Haltung der Lokal- und Zentralregierung in der Kritik. Viele Betroffene beklagen auch die fehlende Einbeziehung in Dialoge über die Zukunft der beschädigten Wohngebiete. In der vergangenen Wochen drohten Demonstranten einen Hungerstreiks an. Zudem wurde mehrfach der Rücktritt des rechtsgerichteten Bürgermeisters Jorge Castro gefordert.