Argentinien fordert Ermittlung wegen Insiderhandels

Argentinien fordert US-Behörde zur Kooperation auf. Wurden interne Informationen für umstrittenes Geschäft genutzt? Debatte um Liquidität dauert an

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Börse in Buenos Aires: Kam es im Zuge der Staatspleite zu illegalem Insiderhandel?
Börse in Buenos Aires: Kam es im Zuge der Staatspleite zu illegalem Insiderhandel?

Buenos Aires. Die argentinische Börsenaufsicht (CNV) hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Nutzung von Insiderinformationen beim Ankauf

von Staatsanleihen gegen die sogenannten Geier-Fonds angekündigt. Dies erklärte der Direktor der nationalen Finanzmarktbehörde, Alejandro Vanoli, am Wochenende gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Télam.

Bei den Untersuchungen auf Anweisung des Wirtschaftsministeriums will CNV die US-amerikanische Partnerbehörde SEC zur Mithilfe auffordern. Die Pflicht des Informationsaustauschs zwischen den Kontrollorganen regelt ein Abkommen vor dem internationalen Dachverband der Finanzmarktaufsichten IOSCO, das seit Mitte Juli in Kraft ist.

Der vom US-Gericht benannte Vermittler, Daniel Pollack, sagte am vergangenen Mittwoch, bei den Verhandlungen zwischen Argentinien und den Hedgefonds sei es zu keiner Lösung gekommen und das Land stünde vor der Zahlungsunfähigkeit. Auch die Rating-Agentur Standard & Poor's hatte Argentinien den Status "teilweise zahlungsunfähig" gegeben. Dem widersprach Argentiniens Wirtschaftsminister Axel Kicillof. Sein Land sei nicht zahlungsunfähig und man arbeite weiter an einer Lösung. Die Regierungschefs der Nachbarländer Brasilien und Uruguay, Dilma Rousseff und José Mujica, bekräftigten indes ihre Unterstützung der Politik der argentinischen Regierung bei den Verhandlungen mit der Minderheit der Anleihehalter, die gegen einen Vergleich geklagt hatten.

Der internationale Derivat-Verband ISDA hat Argentinien am Freitag als zahlungsunfähig eingestuft. Somit werden nun Kreditausfallversicherungen in Höhe von 745 Millionen Euro für die prozessierenden Hedgefonds wirksam. In diesem Zusammenhang bekräftigte das Wirtschaftsministerium seine Forderung nach Ermittlungen wegen des Verdachts auf den Missbrauch von Finanzmarktinformationen. Das Urteil von US-Richter Griesa begünstige in zweifacher Weise die Verweigerer. Erstens hindere es das Land daran, seine bestehenden Verpflichtungen an Zinszahlungen der zuletzt 2010 restrukturierten Papiere zu begleichen. Und obwohl Argentinien die Ausfallzahlungen nicht leisten muss, verstärke sich zweitens der Eindruck, das Land sei zahlungsunfähig.

Der konservative Analyst Andres Oppenheimer kritisierte in seiner Kolumne in der Tageszeitung The Miami Herald ebenfalls die negative Wirkung des Urteils. Die Tatsache, dass Richter Thomas P. Griesa einer kleinen Gruppe von Anlegern Recht gebe, mache es für hochverschuldete Länder praktisch unmöglich, ihre Schulden neu zu verhandeln. Staaten müssten jedoch die Freiheit haben, mit der Mehrheit ihrer privaten Gläubiger zu verhandeln, ohne von einer Minderheit gebremst zu werden.