Kolumbiens Präsident Santos erklärt Krieg gegen Drogen für gescheitert

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Kolumbiens Präsident Santos beim Forum zu Drogenpolitik in Bogotá
Kolumbiens Präsident Santos beim Forum zu Drogenpolitik in Bogotá

Bogotá. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hat "den aktuellen Ansatz im Krieg gegen Drogen" für gescheitert erklärt und der medizinischen und therapeutischen Verwendung von Marihuana zugestimmt.

"Wir haben Milliarden von Dollar für einen unwirksamen Krieg ausgegeben – der allein in Mexiko in den vergangenen sechs Jahren zu 60.000 Toten geführt hat." Diese Gelder hätten "in Krankenhäuser, Schulen, Häuser für die Armen und mehr Arbeitsplätzen investiert werden sollen", sagte der Präsident am Mittwoch bei einem Forum zu Drogenpolitik in Bogotá. Kolumbien steht derzeit der Interamerikanischen Kommission zur Kontrolle des Drogenmissbrauchs vor.

Das Geschäft laufe trotz der Schläge gegen die großen Drogenkartelle "gesund und munter weiter", schätzte der Präsident ein. Die Spirale der Gewalt und Korruption im Zusammenhang der illegalen Drogen habe sich nach den relativen Erfolgen in Kolumbien lediglich in andere Länder verlagert.

Die Welt brauche daher "einen neuen Ansatz", um das Problem anzugehen. Dieser müsse das Ergebnis einer gründlichen, auf Beweisen basierenden Diskussion sein, die von Experten geführt wird und "vor allem frei von politischen und ideologischen Vorurteilen ist", so Santos. Der Kampf gegen die Drogen müsse mehr als ein Krieg "intelligente Maßnahmen beinhalten", wobei der Schwerpunkt auf den Menschen liegen solle. Eine umfassende Politik müsste auch die Verbindungen zwischen Drogen und Kriminalität angreifen und den Fluss von illegalen Geldern in die Wirtschaft verhindern, sagte er weiter.

Er sei auch mit der medizinischen und therapeutischen Verwendung von Marihuana einverstanden. Dies sei nicht nur eine Maßnahme, um Schmerzen und Angst von Patienten mit unheilbaren Krankheiten zu reduzieren, sondern auch ein Weg, "den Kriminellen die Vermittlerrolle zwischen dem Patienten und einer Substanz zu entreißen, die es ihnen ermöglicht, ihr Leiden zu lindern."

In seiner Ansprache wiederholte Santos seine Überlegungen zur Legalisierung von Kokain nicht, die er im Jahr 2011 in einem Interview mit der britischen Wochenzeitung The Observer geäußert hatte. Damals sagte der Präsidient, er würde die Legalisierung von Kokain in Betracht ziehen, wenn es einen weltweiten Konsens gäbe, "weil uns diese Droge hier in Kolumbien so sehr beeinflusst".

Aus dem neuesten Drogenbericht der Vereinten Nationen geht hervor, dass es Kolumbien nicht gelungen ist, die 48.000 Hektar mit Koka-Anpflanzungen zu reduzieren. Die Kokainproduktion sei jedoch insgesamt verringert worden.