Bolivien / Politik

Oppositioneller in Bolivien aus Untersuchungshaft entlassen

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Mario Orellana
Mario Orellana

Cochabamba. In Bolivien ist der Politiker und Senatorenkandidat der Partei Movimiento Sin Miedo (MSM), Mario Orellana, nach achttägiger Untersuchungshaft freigelassen worden. Die Inhaftierung war zunächst mit Fluchtgefahr begründet worden. Zwei Tage vor dem Zugriff hatte der Politiker eine Audioaufnahme öffentlich gemacht, in der zu hören sein soll, wie Präsident Evo Morales die Austragung des G-77-Gipfels in dem Andenstaat als Teil seiner Wahlkampfstrategie wertet.

Das laufende Verfahren gegen Orellana geht auf Anzeigen seines Parteifreundes Soliz Charro und der Regierung des Departements Cochabamba aus dem Jahre 2011 zurück. Sie werfen ihm Dokumentenfälschung und Falschaussagen während der Registrierung zur Abgeordnetenwahl vor. Statt in Cochabamba soll er in den zwei Jahren vor der Wahl mehrheitlich in La Paz wohnhaft gewesen sein und gearbeitet haben.

In der vor etwa zwei Wochen von Orellana veröffentlichten Aufnahme soll nach seinen eigenen Angaben die Stimme von Präsident Morales zu hören sein. Darin äußert er sich, neben sexistischen Aussagen, über den dieses Jahr in Bolivien stattfindenden Gipfel der G77 und Chinas als "beste Wahlkampagne".

Ob Orellanas Verhaftung zwei Tage später mit der Veröffentlichung in Zusammenhang steht, ist umstritten.

Am zweiten Tag der Untersuchungshaft empfing der MSM-Politiker eine Journalistin mit kahl geschorenem Schädel. Die Haare seien ihm von den Wärtern rasiert worden, sagte er. Der öffentliche Protest der MSM, die in der Untersuchungshaft einen Akt politischer Repression sieht, weitete sich unterdessen zu einem Hungerstreik aus, der auch von der Grünen Partei Boliviens mitgetragen wurde. Bis zum Entlassungstag Orellanas nahmen an der Aktion etwa einhundert Personen an 25 Orten des Landes teil.

Mittlerweile bezeichnete der Präsident des Senates, Eugenio Rojas, die Zwangsrasur Orellanas durch die Wärter als "Misshandlung" und forderte "Sanktionen gegen die Verantwortlichen".

Der Kandidat der MSM muss nun zukünftig an jedem ersten Montag des Monats persönlich bei den Behörden vorstellig werden.