Brasilien / Politik

Parteien-Front in Brasilien gegen Dilma Rousseff

Auch Marina Silva unterstützt bei der Stichwahl am 26. Oktober Aécio Neves von der neoliberalen PSDB. Arbeiterpartei PT zeigt sich unbeeindruckt

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Dilma Rousseff und Aécio Neves treten bei der Stichwahl am 26. Oktober an
Dilma Rousseff und Aécio Neves treten bei der Stichwahl am 26. Oktober an

Brasília. Die drittplatzierte Präsidentschaftskandidatin Marina Silva hat am vergangenen Sonntag offiziell ihre Unterstützung für Aécio Neves von der neoliberalen PSDB erklärt.

Am 26. Oktober tritt der ehemalige Gouverneur von Minas Gerais in der Stichwahl gegen Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT an.

Neves hatte am Samstag gesagt, er habe mehrere Bedingungen von Silva akzeptiert. Die 56-jährige erlangte bei der Präsidentschaftswahl am 5. Oktober 21 Prozent der Stimmen. Ihre Partei, die PSB, hatte bereits am vergangenen Mittwoch beschlossen, Neves zu unterstützen. "Wir werden Brasilien nicht aufgeben", bedankte sich der 54-jährige Politiker mit den Worten von Eduardo Campos, verstorbener Präsidentschaftskandidat der PSB, für den Rückhalt der Partei.

Neben Pastor Everaldo von der rechtskonservativen, christlichen PSC erklärte überraschenderweise auch Eduardo Jorge, Präsidentschaftskandidat der Grünen Partei (PV), seine Unterstützung für Neves. Dieser hat sich im Wahlkampf immer wieder gegen reaktionäre Kräfte gestellt und eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und Drogenkonsum gefordert. Zudem positionierten sich zahlreiche Politiker der Mitte-Rechts-Partei PMDB trotz der bestehenden Koalition mit der PT für Aécio Neves. Damit wird Rousseff ein breites Bündnis bei der zweiten Wahlrunde gegenüberstehen. In ersten Umfragen liegt die Präsidentin jedoch mit 45 Prozent leicht vor Neves mit 44 Prozent.

Die PT zeigte sich indes unbeeindruckt von der Allianz. "Auch bei den Wahlen im Jahr 2010 unterstützte uns Silva nicht und wir haben die Wahl gewonnen", sagte PT-Kabinettschef Aloizio Mercadante. Präsidentin Rousseff kritisierte während einer Rede in Teresina, im Bundesstaat Piauí, die "elitäre Politik" der PSDB und verteidigte die Sozialprogramme ihrer Regierung. Auch griff die 67-jährige Politikerin den Ex-Präsidenten der PSDB, Fernando Henrique Cardoso, an. Dieser hatte am vergangenen Montag die Stärke der PT im Nordosten Brasiliens damit erklärt, dass vor allem "arme und weniger informierte Wähler" der Partei ihre Stimme geben. "Diejenigen die sagen, dass die Menschen hier weniger Verständnis und Bildung haben und deshalb falsch wählen, zeigen, dass sie nicht interessiert, was in dieser Region passiert", sagte Rousseff.

Luciana Genro, Kandidatin der linken PSOL, die mit 1,6 Prozent der Stimmen auf dem vierten Platz landete, gab bekannt, ihre Partei werde keinen der Kandidaten bei der Stichwahl unterstützen. "Aécio Neves bedeutet einen Rückschritt zum puren Neoliberalismus und Dilma Rousseff die Weiterführung einer konservativen Linie einer Linken, die keinen Mut mehr hat, ihrer einstigen Positionen zu vertreten“ sagte Genro am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in São Paulo. Jedoch rief sie ihre Basis dazu auf, ungültig zu wählen oder für Rousseff zu stimmen.