Spanien hat Diktatur in Argentinien aktiv unterstützt

Spanische Zeitung deckt Kooperation zwischen Videla-Regime und post-franquistischem Spanien auf. Ex-König Juan Carlos habe damals vermittelt

rey_y_videla.jpg

Spaniens König Juan Carlos (links) mit Diktator Videla bei seinem Besuch in Argentinien 1978
Spaniens König Juan Carlos (links) mit Diktator Videla bei seinem Besuch in Argentinien 1978

Madrid/Buenos Aires. Unlängst aufgedeckte Dokumente verweisen auf heimliche Wirtschaftsabkommen zwischen Spanien und der Diktatur in Argentinien unter General Jorge Rafael Videla zur Zeit des Post-Franquismus. Laut den Enthüllungen der spanischen Online-Zeitung Publico.es soll Ex-König Juan Carlos dabei eine zentrale Rolle gespielt haben.

Die Kooperation startete im Jahr des argentinischen Militärputsches (1976) und hat der fast insolventen Diktatur "neue Luft" verschafft, schreibt Danilo Albin in Publico.es. Als erstes ist der Fleisch-Export von Argentinien nach Spanien vereinbart worden, der sechs Jahre zuvor eingestellt worden war. Allein die erste Fleischausfuhr füllte die Kassen der argentinischen Diktatur mit 3,8 Millionen US-Dollar. Die Handelsvereinbarung war ein Ergebnis des Lobbyismus von Videlas Botschafter, Leandro Enrique Anaya, beim damaligen König Juan Carlos. Der Diplomat schrieb in einem offiziellen Bericht, dass der Monarch sich "erfreut über den Erfolg unserer Regierung beim Umgang mit ihren Wirtschafts- und Konjunkturproblemen gezeigt hat".

Wenige Wochen später bekamen zwei spanische Banken die Zusicherung vom Wirtschaftsminister der Diktatur, José Alfredo Martínez de Hoz, dass ihre von peronistischen Regierungen enteigneten Bankfilialen wieder eröffnen dürfen. Es handelte sich um die ehemalige Banco Central und die Banco Santander. Bezogen auf Argentinien sagte damals der Besitzer der letzteren, Emilio Botín, seine Bank sei "für die Teilnahme an der Wiedergeburt jener großen Nation vorbereitet".

Auch bei dieser Absprache hatte Ex-König Juan Carlos mitgewirkt, als er "den besten Empfang und Willen bei den Bankiers, Investoren und Industriellen" für den argentinischen Minister versprochen hatte, wie der Botschafter in seinem Bericht schrieb. Tatsächlich traf sich Martínez mit 64 Persönlichkeiten der Finanz- und Politwelt sowie wichtigen Unternehmern, die ihm zu Ehren ein Gala-Essen veranstaltet haben.

Sechs Monate später, im Dezember 1976, verhandelten der spanische Handelsminister José Lladó von der Regierung des Premierministers Adolfo Suárez und der argentinische Wirtschaftsminister in Buenos Aires über eine Wirtschafts- und Finanzkooperation. Das Dokument blieb bis vor zwei Wochen Woche geheim, so Albin. Dabei ging es um die Finanzierung argentinischer Infrastruktur: Der Erwerb von Schiffen, Baggerschiffen, Verladeausrüstung, Lokomotiven und Werkanlagen bei spanischen Unternehmen im Wert von 290 Millionen US-Dollar sollte mit Hilfe von Krediten des spanischen Finanzsektors und des spanischen Staats finanziert werden.

Auch der Handel zwischen den beiden Ländern ist während der Zeit der Diktatur in Argentinien (1976 bis 1983) stark angestiegen. Laut verschiedenen Berichten der argentinischen Botschaft in Madrid, trieben Spanien und Argentinien im Jahr 1977 miteinander Handel im Wert von 450,8 Millionen US-Dollar, während er im Jahr 1961 nur 14,7 Millionen betragen hatte.

Es sei schließlich nicht die Diktatur von Franco, sondern das "in Anführungsstrichen demokratische Spanien" gewesen, das die argentinische Diktatur unterstützt hätte, betonte Albin. Trotzdem hätte keine Behörde versucht, etwas zu erklären, als die Enthüllungen veröffentlicht wurden.