Deutschland / USA / Politik / Kultur

Neue Kritik an Kissinger-Professur in Bonn, Geldgeber unbeirrt

kissinger_and_ford_-_from_ford_library.jpg

Kissinger und Präsident Ford
Kissinger und Präsident Ford

Berlin/Bonn. Die Geldgeber einer "Henry-Kissinger-Professur" an der Universität Bonn wollen trotz neuer Enthüllungen über die militärische Außenpolitik des Namensgebers und Ex-Außenministers der USA an der Finanzierung des Lehrstuhls festhalten. Anfang Oktober war bekannt geworden, dass der langjährige US-Außenpolitiker Henry Kissinger noch im Jahr 1976 konkrete Angriffspläne gegen Kuba verfolgt hatte.

Demnach hat der damalige US-Außenminister entsprechende Planungen für militärische Operationen angeordnet, nachdem Kubas Präsident Fidel Castro ein Jahr zuvor in den Bürgerkrieg in Angola eingegriffen hatte, um der gewählten Regierung gegen bewaffnete Banden und das Apartheid-Regime in Südafrika beizustehen. Die Pläne umfassten Luftangriffe und das Verminen kubanischer Häfen. "Ich denke, wir werden Castro schlagen müssen", soll Kissinger zu dem damaligen Präsidenten, Gerald Ford, 1976 bei einem Treffen im Oval Office gesagt haben.

Auf Nachfrage von amerika21 bekräftigte nun eine Sprecherin des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), dass sich an den Planungen nichts geändert hat. Das BMVg finanziert neben dem Auswärtigen Amt die Stiftungsprofessur für Völkerrecht mit mehreren hunderttausend Euro. "Die  Bundesregierung hat sich in der Vergangenheit wiederholt für die Einrichtung der Professur ausgesprochen", heißt es nun aus dem BMVg, das nicht auf die jüngsten Enthüllungen eingeht. Der Professur werde an  der Universität Bonn "ein hochkarätig besetztes beratendes Kuratorium zur Seite gestellt". Als ersten Lehrstuhlinhaber habe man den ehemaligen stellvertretenden US-Botschafter in Deutschland, James D. Bindenagel, für ein Jahr gewinnen können.

Der Sprecher der Universität Bonn sagte: "In der Kooperationsvereinbarung der Universität mit den Stiftern ist 'Henry-Kissinger-Professur' als Name festgeschrieben worden." Diese Namensgebung stehe daher nicht zur Disposition. 
Das Auswärtige Amt äußerte sich auf Anfrage von amerika21 nicht zu den Veröffentlichungen in den USA.

Kritische Kommentare kamen erwartungsgemäß von Vertretern der Studentenschaft. "Die neusten Enthüllungen über Henry Kissinger zeigen einmal mehr, warum dieser als Vorbild für Forschung und Lehre an der Universität Bonn nicht taugt", sagte Lukas Mengelkamp von der Grünen Hochschulgruppe. Leichtfertig für einen Krieg gegen ein anderes Land zu plädieren, zeichne kein Vorbild aus. Angesichts der großen Mengen an noch geheimem Aktenmaterial aus Kissingers Amtszeit, die in der nächsten Zeit nach und nach öffentlich gemacht werden, sei zu erwarten, dass immer wieder neue Details über Kissingers unverantwortliche Politik an die Öffentlichkeit kommen. "Und jedes Mal können sich die Verantwortlichen für die Kissinger-Professur darauf einstellen, dass weitere Gründe gegen die Ehrung Kissingers in Bonn publik werden", so Mengelkamp.