Venezuela gibt Inflationsausgleich bei Mindestlohn bekannt

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Planungsminister Ricardo Menéndez zeigt eine Grafik, welche die Entwicklung des Mindestlohnes seit 1974 zeigt. Der rote Bereich markiert die Zeit der "Bolivarischen Regierung"
Planungsminister Ricardo Menéndez zeigt eine Grafik, welche die Entwicklung des Mindestlohnes seit 1974 zeigt. Der rote Bereich markiert die Zeit der "Bolivarischen Regierung"

Caracas. Die Regierung Venezuelas erhöht den gesetzlichen Mindestlohn ab Dezember um weitere 15 Prozent. Dies kündigte der Präsident des südamerikanischen Landes, Nicolás Maduro, an. Der Lohn steigt damit im Vergleich zu Dezember 2013 um insgesamt 64,5 Prozent.

Etwas stärker steigt noch der Wert der so genannten Cesta-Tickets. Diese Gutscheine erhalten Angestellte in Venezuela zusätzlich zu ihrem Gehalt, wenn dieses einen Grenzwert unterschreitet. Es handelt sich um die dritte Anhebung der Lohnuntergrenze in diesem Jahr. Im Januar war sie um zehn Prozent und im Mai um weitere 30 Prozent angehoben worden. Bereits Ende Oktober hatte Maduro eine Lohnerhöhung von 45 Prozent für die Mitglieder der Streitkräfte bekanntgegeben.

Hintergrund ist die sehr hohe Inflation des Landes, die monatliche Werte von bis zu über fünf Prozent erreicht. Die aktuellsten Zahlen der Zentralbank (BCV) über die Entwicklung der Inflation stammen von August, obwohl diese dazu verpflichtet ist, monatlich zu berichten. Damals betrug die Inflation im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt 63,4 Prozent. Sollte die Entwicklung bis zum Jahresende konstant bleiben, dann entspräche die Erhöhung des Mindestlohn etwa einem Inflationsausgleich.

Entsprechend kritisierte der bekannte Oppositionspolitiker und ehemalige Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles Radonski die Erhöhung als zu gering. Über den Kurznachrichtendienst Twitter forderte er, dass der Mindestlohn genauso erhöht werden müsse, wie der Lohn in den Streitkräften. Zugleich forderte er eine Vervierfachung der Löhne. Dies sei notwendig, um angesicht der hohen Preise den Grundbedarf zu decken.

Während das Ausmaß der Inflation offenkundig ist, existieren über deren Ursachen sehr unterschiedliche Meinungen. Die Regierung gibt einem "Wirtschaftskrieg" der Privatunternehmer die Schuld an der starken Preissteigerung und beschuldigt diese, durch Spekulation und Warenhortung die Preise absichtlich in die Höhe zu treiben. Kritiker der Wirtschaftspolitik der Regierung sehen hingegen in der Währungspolitik und in der Steigerung der Geldmenge die Ursache der wirtschaftlichen Schieflage.

Derzeit existieren in Venezuela drei offzielle Wechselkurse, die je nach Verwendung angewandt werden. Hinzu kommt ein Schwarzmarktkurs, der mehr als das Zehnfache des niedrigsten offiziellen Kurses beträgt. Da sich die Preise vor allem an diesem Kurs orientieren, sind enorme Spekulationsgewinne für diejenigen möglich, die Zugang zu den staatlich kontrollierten günstigen Devisen haben.

Wirtschafts- und Finanzminister Rodolfo Marco Torres kündigte dennoch an, am aktuellen Wechselkursregime festhalten zu wollen. Es werde 2015 keine Abwertung der Landeswährung Bolívar geben, sagte der Minister am Sonntag. Er hatte Anfang September das Amt des damaligen Ministers Rafael Ramírez übernommen, der zuvor eine Vereinheitlichung der Wechselkurse geplant hatte.