Kolumbien / Politik

FARC erklärt sich zu Freilassung von Gefangenen bereit

Kuba und Norwegen vermitteln zwischen Guerilla und Regierung. Befreiung soll "schnellstmöglich" erfolgen. Breite Unterstützung für Waffenruhe

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Die Vertreter Kubas und Norwegens bei den Friedensgesprächen in Havanna, Rodolfo Benitez und Rita Sandberg, bei der Pressekonferenz am Mittwoch
Die Vertreter Kubas und Norwegens bei den Friedensgesprächen in Havanna, Rodolfo Benitez und Rita Sandberg, bei der Pressekonferenz am Mittwoch

Havanna/Bogotá. Der von der FARC-Guerilla gefangengenommene General Rubén Alzate, seine Begleiter sowie zwei weitere Soldaten sollen bald freikommen. Dies gaben Vertreter Kubas und Norwegens, die als Garanten der Friedensverhandlungen fungieren, am Mittwoch bekannt. In ihrer Presseerklärung heißt es, die notwendigen Bedingungen für den Schritt seien vereinbart worden. Dazu gehöre die Beteiligung der Garantieländer sowie des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK). Die Freilassung solle "schnellstmöglich" erfolgen. Rodolfo Benitez, der Vertreter Kubas, bekräftigte die Unterstützung der beiden Länder für die Wiederaufnahme der Friedensgespräche. Die Sprecherin des IKRK, Patricia Rey, gab bekannt, dass die Hilfsorganisation alle Vorbereitungen für den Einsatz treffe und auf Details für die Übergabe der Gefangenen warte.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos bedankte sich in einem Kommuniqué für die Vermittlung. "Wenn sich alle in Freiheit befinden, wird die Regierungsdelegation nach Havanna zurückkehren", heißt es darin. Santos hatte den Dialog mit der Guerilla am vergangenen Montag nach der Festnahme des Generals ausgesetzt.

Die FARC-Delegation in Havanna forderte indes "dringend eine sofortige Einstellung der Aktionen der Streitkräfte" in der Region Chocó, dem Ort der Festnahme von General Alzate. Es gebe Informationen über Bombardierungen und Beschießungen. Solange die Militäroperationen nicht eingestellt würden, seien die notwendigen Sicherheitsbedingungen für eine Freilassung nicht gegeben, so der FARC-Vertreter Rodrigo Granda.

Unterdessen mehren sich die Stimmen für eine Waffenruhe. Anlässlich des zweiten Jahrestages der Aufnahme der Gespräche in Havanna fand in Bogotá eine Demonstration zur Unterstützung des Friedensprozesses und für einen sofortigen bilateralen Waffenstillstand statt, die von einem breiten Spektrum sozialer Bewegungen und politischer Organisationen unterstützt wurde. Unter anderen drängen Bauernorganisationen aus dem Verwaltungsbezirk Magdalena auf die Wiederaufnahme des Dialoges. Angesichts der Tatsache, dass Präsident Santos entschieden habe, unter Kriegsbedingungen zu verhandeln, sei die Suspendierung ein Fehler. Der Fortschritt bei den Gesprächen sei ein hoffnungsvolles Zeichen für die ländlichen Gemeinden gewesen, "die täglich unter der Konfrontation leiden, zwischen Kugeln, Vertreibungen und anderen Geißeln". Die Bevölkerung müsse jetzt auf die Straße gehen, "um zu fordern, dass die Zusammenstöße beendet werden, nicht die Gespräche", heißt es in ihrer Stellungnahme.

Die Friedensdelegation der FARC zog bei einer Pressekonferenz am Mittwoch eine weitgehend positive Bilanz nach zwei Jahren Dialog. Die Regierung könne jedoch mehr tun, um die getroffenen Vereinbarungen bereits jetzt praktisch umzusetzen. Dass sie eine bilaterale Waffenruhe ablehne, sei eines der Hindernisse im Verhandlungsprozess, so Iván Marquez, der Leiter der Delegation. Wenn die Konfrontation nicht aufhöre, führe sie zu mehr Gefangenen und Zwischenfällen, die den Fortlauf der Gespräche gefährden könnten. Die Gefangennahme Alzates sei "ein normaler Vorgang im Krieg" gewesen. Wer den "unerbittlichen Krieg" erkläre, könne nicht beanspruchen, dass "seine Generäle und Soldaten nicht angerührt werden", so Marquez.

Auch Präsident Santos betonte, man sei so weit "vorangekommen wie noch nie", um den Konflikt zu beenden. Seine Regierung wolle die Verhandlungen fortsetzen. Es gebe eine einmalige Chance für den Frieden. Bei früheren Versuchen seien die notwendigen Voraussetzungen nicht gegeben gewesen, er bestehe daher weiter auf einer Verhandlungslösung. "Man führt Krieg, aber um den Frieden zu erreichen", sagte Santos bei einem öffentlichen Auftritt am Mittwoch.

Bei den Gesprächen zwischen FARC und Regierung, die seit dem 19. November 2012 in Havanna stattfinden, wurden bislang zu den Themen Landreform, politische Partizipation und illegale Drogen erste Vereinbarungen erzielt. Derzeit geht es um die Opfer des Konfliktes und eine Wiedergutmachung. Letzter Punkt der Agenda wird die endgültige Beendigung der Feindseligkeiten auf beiden Seiten, die Niederlegung der Waffen und die Wiedereingliederung der FARC sein.