Mehr Rechte für Frauen in Venezuela

Neue Gesetze zum Schutz von Frauen in Venezuela erlassen. UNO verlangt zum Tag gegen Gewalt an Frauen Gleichstellung der Geschlechter

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Plakat venezolanischer Frauenorganisationen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Sie haben seit Jahren für die jetzt verabschiedeten Gesetze gekämpft
Plakat venezolanischer Frauenorganisationen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Sie haben seit Jahren für die jetzt verabschiedeten Gesetze gekämpft

Caracas. Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen der Vereinten Nationen hat Venezuelas Präsident Nicolás Maduro neue Gesetze zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen unterzeichnet. Die Gesetzesnovelle definiert 19 verschiedene Formen von Gewalt, unter anderem psychologische, institutionelle oder symbolische.

Der Tag gegen Gewalt an Frauen jährte sich zum 33. Mal. Anfang der achtziger Jahre haben lateinamerikanische Frauenorganisationen jenen Tag festgelegt, um unter anderem auf Themen wie Zwangsprostitution, sexuelle Misshandlung, häusliche Gewalt oder Vergewaltigung aufmerksam zu machen. Der Ursprung des Datums ist die Hinrichtung der Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 für ihren politischen Aktivismus in der Dominikanischen Republik während der Diktatur Leonidas Trujillo hingerichtet wurden. Die drei Schwestern wurden damit zum Sinnbild von Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika. 1999 wurde er Tag offiziell von den Vereinten Nationen übernommen.

Meist werde Gewalt gegen Frauen mit blauen Flecken und sichtbare Verletzungen in Verbindung gebracht. Die neuen Gesetze in Venezuela würden jedoch auch "aggressives Verhalten gegen Frauen ansprechen, das im alltäglichen Leben in der Gesellschaft bereits normal geworden ist", erklärte Raquel Guillen, Mitarbeiterin eines Pflichtverteidigerbüros gegenüber dem Nachrichtenportal venezuelanalysis.com. Die Neuregelungen seien daher ein bedeutender Fortschritt. Als Aktivistin würde sie allerdings anders an das Thema herangehen: "Anstatt Gefängnisse zu füllen, sollten wir unseren Fokus eher auf die Modifizierung männlichen Verhaltens gegenüber Frauen legen und ein Modell für junge Männer entwickeln, die Geschlechtergleichstellung zu respektieren." Sie hoffe jedoch, dass durch die neuen Gesetze künftig weniger Gewalttaten gegen Frauen verübt werden. Durch die Verabschiedung der Gesetze zählt das Land nun zu den wenigen weltweit, die Femizide, also die Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts, mit hohen Freiheitsstrafen von bis zu dreißig Jahren im Gesetzbuch verankert haben.

In vielen Ländern Lateinamerikas und der Karibik wird auf gesetzlicher Ebene verstärkt daran gearbeitet, Rechte von Frauen und deren Schutz zu gewährleisten. An der Umsetzung scheitern allerdings viele Regierungen und öffentliche Einrichtungen − oder haben überhaupt kein Interesse daran. Damit Gesetze keine leeren Worte bleiben, fordern viele Feministinnen, dass diese mit Taten gefüllt werden müssen, um einen wirklichen Wandel herbeizuführen. Frauen und Mädchen sind immer noch die häufigste Zielscheibe von Gewalt, Menschenhandel oder Vergewaltigung. Auch erschwerter Zugang zu Bildung, zu öffentlichen Einrichtungen oder Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt sind weitere Formen der Diskriminierung, die auf das Geschlecht zurückzuführen sind. Vor allem die finanzielle Abhängigkeit vom Partner und die konsequente Übertragung von Erziehungsaufgaben an die Mutter, die sich damit in den meisten Fällen in einer Situation ausgeschlossen von Bildung und Selbstbestimmung wiederfindet, bilden die Basis der Ungerechtigkeit.

Seit die UNO den 25. November zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen erklärt haben, werden jährlich Kampagnen veranstaltet, die auf die Problematik aufmerksam machen sollen. Kritiker sehen darin allerdings eine Festigung von Stereotypen, die das Weibliche mit Verwundbarkeit, Hilflosigkeit oder Schutzlosigkeit in Verbindung bringen. Außerdem würden häufig nur Probleme angesprochen, die auf westlichen Werten basieren. Die Perspektive vieler indigener Frauen werde ignoriert. So verstehen Zapatistische Frauen ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft grundlegend anders. Sie fordern den Staat nicht auf, Gesetze zur Gleichstellung oder zum Schutz von Frauen zu erlassen. Sie tun es einfach selbst. In einem System mit patriarchalischen Strukturen möchten sie nicht darum bitten, dass man sie erhört und sich somit die Rolle der Unterlegenen zuschreiben.