Erneut Protest gegen Fahrpreiserhöhung in São Paulo

Laut Veranstaltern rund 30.000 Menschen auf der Straße. Gewaltsamer Polizeieinsatz beendet Demonstration vorzeitig. Mehr als 50 Festnahmen

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Knappe Losung: "Keine Erhöhung"
Knappe Losung: "Keine Erhöhung"

São Paulo. In der brasilianischen Metropole São Paulo haben am Freitagabend tausende Menschen gegen die Erhöhung der Fahrpreise des öffentlichen Nahverkehrs demonstriert. Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Protestteilnehmern. Als sich der Protestzug der zentralen Avenida Paulista näherte, nahm die Polizei mehrere Teilnehmer fest und löste die Demonstration durch den Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen auf. Viele der Demonstranten flüchteten in die angrenzenden Straßen, mehrere Geschäfte und Banken wurden beschädigt. Die Polizei nahm über 50 Menschen fest.

Die Bewegung für den kostenlosen Nahverkehr (MPL) hatte zu dem Protest aufgerufen. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich rund 30.000 Menschen an der Demonstration. Die Polizei sprach von lediglich 2.000 Teilnehmern. Die MPL kritisierte in einem Schreiben das Vorgehen der staatlichen Sicherheitskräfte: "Die brutale Polizeigewalt ist eine klare Antwort der Regierung auf den Protest der Bevölkerung gegen die Erhöhung der Fahrpreise."

Auslöser der Demonstration ist eine Fahrpreiserhöhung um 16,6 Prozent. Ende Dezember hatten Stadtverwaltung und Landesregierung erklärt, sowohl die Bus- als auch die U-Bahnpreise auf 3,50 Reais (gut 1,11 Euro) zu erhöhen. Die Anhebung des Tarifs ist seit dem 6. Januar in Kraft. Im Juni 2013 löste eine geplante Fahrpreiserhöhung Massenproteste im ganzen Land aus.

Im Interview mit der Tageszeitung El País hatte São Paulos Bürgermeister Fernando Haddad von der  Arbeiterpartei PT die Erhöhung mit der Finanzierung von notwendigen Projekten in der Millionenstadt gerechtfertigt.

Die Protestteilnehmer überzeugte das nicht. "Für mich ist dies eine Lüge. Fehlendes Geld wird als Argument vorgeschoben. Das Problem ist, dass sich die öffentlichen Ausgaben an ökonomischen Interessen statt an Sozialpolitik für Gesundheit, Bildung und Transport ausrichten", sagte der 60-jährige Aktivist Jefferson im Gespräch mit amerika21.

Die Stadtverwaltung hatte Anfang Januar außerdem erklärt, sozial Schwachen und Studenten eine kostenfreie Nutzung des Nahverkehrs zu ermöglichen. Die MPL deutet dies als Versuch, die Bewegung zu spalten. Zudem sei der Zugang dazu "sehr begrenzt". Die Bewegung fordert den kostenlosen Nahverkehr für alle Bewohner der Stadt. Bereits am kommenden Freitag wird die nächste Protestaktion stattfinden.

Auch in anderen brasilianischen Städten kam es nach Fahrpreiserhöhungen zu Demonstrationen. So gingen in Rio de Janeiro und Salvador da Bahia hunderte Menschen auf die Straße.