Costa Rica / Umwelt

100 Prozent Strom durch erneuerbare Energien in Costa Rica

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Durch Wasserkraft werden 68 Prozent der Energie in Costa Rica erzeugt
Durch Wasserkraft werden 68 Prozent der Energie in Costa Rica erzeugt

San José. Seit Anfang dieses Jahres wird Costa Ricas Energiebedarf zu 99,4 Prozent durch erneuerbare Energien gedeckt. Dadurch übernehme das mittelamerikanische Land eine Vorbildrolle für viele andere und zeige zugleich, dass die Stromversorgung eines ganzen Landes ausschließlich durch erneuerbare Energien möglich ist, so die Umweltzeitung Diario Ecologia.

In den vergangenen drei Monaten erzeugte Costa Rica fast 100 Prozent des im Land konsumierten Stroms durch erneuerbare Energien, vor allem durch Wasserkraft, wie das costaricanische Institut für Elektrizität (ICE) kürzlich bekannt gab. Durch starke Regenfälle während der vergangenen Monate sind die Stauseen gefüllt, die Wasserkraftwerke arbeiten mit maximaler Kapazität. Sie machen 68 Prozent der Energieerzeugung aus, gefolgt von Geothermie, Windkraft, Energie aus Biomasse und Sonnenenergie. Das ICE gibt sich zuversichtlich, dass dies auch in den kommenden Monate so bleiben wird. Erfreulich war diese Nachricht auch für die Verbraucher: Die Strompreise sind infolgedessen um zwölf Prozent gefallen.

Costa Rica ist der erste lateinamerikanische Staat, dem dies gelingt. Das Land rangiert damit laut dem "Global Green Economy Index 2014" nach Schweden und Norwegen weltweit an dritter Stelle der umweltfreundlichsten Staaten. Die Regierung strebte eine 100-prozentige ökologische Stromerzeugung für das Jahr 2021 an. Bereits in den vergangenen Jahren zeichnete sich jedoch ab, dass man kurz davor stand, dieses Ziel zu erreichen. Im Jahr 2013 wurden bereits 87, im Jahr 2014 rund 94 Prozent des Bedarfs durch Ökostrom abgedeckt. Das Land nutze seine erneuerbaren Energiequellen "planvoll und ausgeglichen", erklärte Carlos Obregón, der Präsident des ICE, "in einer diversifizierten, nachhaltigen, optimierten und ökonomischen Weise, die eine qualitativ hochwertige Versorgung  unter Teilnahme des öffentlichen und privaten Sektors garantiert.“

Die Natur- und Umweltschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) bezeichnete dies als "inspirierendes Modell für andere Länder" und stellt insbesondere die Diversifizierung der Stromversorgung als positiv heraus. Costa Rica verlasse sich nicht allein auf die Wasserkraftwerke, sondern investiere auch in andere Bereiche. Dies sei besonders wichtig, da Staudämme ein kontrovers diskutiertes Thema sind. So sollen für den vom ICE geplanten Staudamm El Diquis 7.000 Hektar Regenwald überflutet werden. Gegen das Megaprojekt, das bei Fertigstellung das leistungsstärkste Wasserkraftwerk Zentralamerikas sein wird, protestieren seit Jahren Terraba-Indigene gegen die Zwangsumsiedlung und Vertreibung von ihrem Gebiet.