Polizeigewalt: Proteste nach Tod von Kind in Brasilien

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"Weniger Kugeln, mehr Liebe" – Protest im "Complexo"
"Weniger Kugeln, mehr Liebe" – Protest im "Complexo"

Rio de Janeiro. In der Favela Complexo do Alemão im Norden von Rio de Janeiro haben am Samstag rund 1.000 Menschen gegen Polizeigewalt demonstriert. Anlass der Proteste waren mehrere Polizeieinsätze, bei denen in den vergangenen Tagen vier Bewohner des Viertels starben. Der zehnjährige Eduardo de Jesus Ferreira war am Donnerstag vor seiner Haustür durch einen Kopfschuss getötet worden. Laut Aussage der Polizei seien die Beamten bei einer Operation gegen Drogenhändler "von Kriminellen beschossen" worden. Nachbarn und Angehörige bestreiten die Version der Polizei und sagen aus, dass es keine Schießerei gegeben habe. Laut Aussage der Mutter des Opfers bedrohten die Beamten sie zudem mit ihren Waffen, als sie ihrem Sohn zu Hilfe eilen wollte.

Nach dem Tod des Jungen kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Bewohnern des Viertels. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff erklärte sich am Freitag in einer Stellungnahme solidarisch mit den Eltern und forderte eine schnelle Aufklärung der Ereignisse. Die beteiligten Beamten wurden vorübergehend suspendiert und eine Untersuchung eingeleitet.

Im November 2010 stürmten Polizei und Militär den Complexo do Alemão, um den Drogenhandel in der Region einzudämmen. Seit 2012 bestehen Einheiten der Befriedigungspolizei UPP in dem aus 15 Siedlungen bestehenden Favelakomplex. Seit langem beklagen Bewohner die Gewalt der Sicherheitskräfte. "Die UPP will nur zerstören. Eduardos Fall ist nichts Neues. Einen Tag vorher starb eine Mutter. Diese Polizisten sind Feiglinge und nur hier, um zu töten", sagte Camila, Bewohnerin der Siedlung, im Interview mit dem Medienkollektiv Mídia Ninja. Auch in anderen "befriedeten" Favelas sterben immer wieder Bewohner durch Polizeigewalt. Im Juli 2013 erregte der Tod des Maurergehilfen Amarildo de Souza, der in der Favela Rocinha von Polizisten der UPP gefoltert und ermordet wurde (amerika21 berichtete), weltweite Empörung.