Hunderttausende bei Friedensmarsch in Kolumbien

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Friedensmarsch in der Provinzhauptstadt Neiva im Süden Kolumbiens
Friedensmarsch in der Provinzhauptstadt Neiva im Süden Kolumbiens

Bogotá. Mehrere hunderttausend Menschen haben in ganz Kolumbien ein deutliches Zeichen für den Frieden gesetzt. Allein in Bogotá nahmen laut El Tiempo am vergangenen Donnerstag über 300.000 Personen am "Marcha Por la Paz" (Friedensmarsch) teil. Dieser wurde vom Linksbündnis "Marcha Patriotica", Gewerkschaften sowie verschiedenen sozialen und indigenen Bewegungen initiiert. Das Bündnis forderte auf dem Marsch die Einberufung einer verfassunggebenden Nationalversammlung, einen bilateralem Waffenstillstand und die Aufnahme von Friedensgesprächen mit der zweiten aktiven Guerillagruppe des Landes, der Armee der Nationalen Befreiung (ELN).

Auch Präsident Juan Manuel Santos nahm an der Großdemonstration in Bogotá am 9. April teil, der seit 2012 als Tag der Solidarität mit den Opfern des Konfliktes begangen wird. Er verkündete, die Einstellung der Luftangriffe auf Lager der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) um einen weiteren Monat zu verlängern. Sowohl die FARC als auch die ELN solidarisierten sich mit dem Marsch und sendeten "patriotische Grüße".

Trotz des positiven Zeichens wurde die immer noch verbreitete Spaltung der kolumbianischen Gesellschaft auch an diesem Tag deutlich. El Espectador, zweitgrößte Tageszeitung Kolumbiens, bewertet die Kundgebung als einen "Marsch der Linken". Das Blatt nimmt eine steigende Polarisierung wahr, denn während die Kandidaten der Linken mit auf der Straße waren, äußerten sich die Rechten wütend auf Twitter und bewerten die Kundgebung als Farce.

Der Koordinator der UNO in Kolumbien, Fabrizio Hochschild, äußerte gegenüber El Espectador sein Bedauern, dass die Idee des Friedens in Kolumbien so stark politisiert werde. Der Frieden sollte "über den politischen Parteien stehen", sagte Hochschild. Und vor allem müssten die Opfer des Konfliktes "Aufklärung und Würde" erhalten.

Am 9. April 2012 war in diesem Sinne das "Ley de la victimas" (Opfergesetz) verabschiedet worden, doch viele Opferverbände beklagen die mangelnde Umsetzung seitens der Regierung: "Das Einzige, das wir deutlich erkennen, ist die Nichteinhaltung des Gesetzes und der fehlende politische Willen, Geldmittel bereitzustellen", äußerte ein Opferverband gegenüber der Zeitschrift Semana.

Parallel zu den Kundgebungen beklagten viele Verbände und Menschenrechtsorganisationen auch, dass der Staat nicht einmal ihre Sicherheit garantieren könne. Erst am Mittwoch gaben die Behörden die Ermordung von zwei Brüdern in Achi bekannt, die beide aktiv an einem "Tisch für Opfer" teilnahmen. Laut Zahlen der UNO wurden allein im Jahr 2014 bis zu 38 weitere Anführer von Opferverbänden ermordet.