Nachrichtenagenturen in Lateinamerika stärken Zusammenarbeit

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Vertreter der in der ULAN zusammengeschlossenen Nachrichtenagenturen bei der Jahrestagung in Quito
Vertreter der in der ULAN zusammengeschlossenen Nachrichtenagenturen bei der Jahrestagung in Quito

Quito. Die Union Lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen (ULAN) will weitere öffentliche Medien einbeziehen und ihre Verbindungen zu den Integrationsbündnissen der Region intensivieren. Dies entschied der Zusammenschluss, dem staatliche Agenturen aus Argentinien, Bolivien, Brasilien Ecuador, Guatemala, Kuba, Mexiko, Paraguay, Peru und Venezuela angehören, auf seiner vierten Jahrestagung in Ecuador Ende vergangener Woche.

Entsprechend sollen nun die Beziehungen zur Union Südamerikanischer Nationen (Unasur), zu der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (Celac) und der Bolivarischen Allianz (ALBA) verstärkt werden. Es gehe auch darum, diese Projekte sichtbarer zu machen, so der Leiter der ecuadorianischen Agentur ANDES, Alexander Martínez. Unasur-Generalsekretär Ernesto Samper habe bereits seine Unterstützung zugesagt.

Anwesend waren bei der Tagung auch Vertreter aus El Salvador und Nicaragua, die Interesse an der Gründung öffentlicher Agenturen in ihren Ländern und an einer Beteiligung an der ULAN zeigten. Diskutiert wurden außerdem die Perspektiven einer Kooperation mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.

Außerdem wurde ein neues digitales Informationsportal namens "Nachrichtenagentur des Südens" (Ansur) vorgestellt, das der ULAN als Plattform zur Verbreitung der Arbeit seiner Mitglieder dient. Die beteiligten Agenturen sollen Ansur jeweils mit Informationen aus ihren Ländern "füttern".

Im Bereich der Weiterbildung wurde vereinbart, einen Workshop in Kubas Hauptstadt Havanna abzuhalten, an dem je zwei junge Journalisten aus jeder Agentur teilnehmen.

Die Anwesenden diskutierten darüber hinaus ausführlich über die "ethischen Grenzen" des Journalismus. Dessen Rolle in der Region, wo die fortschrittlichen Regierungen mit einer "Belagerung durch die der Wirtschaftsmacht untergeordneten Medien" konfrontiert seien, müsse neu definiert werden. Der Journalist Orlando Pérez von der Tageszeitung El Telégrafo aus Ecuador sprach in seinem Redebeitrag von einer enormen Politisierung der Kommunikationsmedien. Aber auch die Bevölkerung in den Ländern des Südens sei zunehmend politisiert. Das sei ein neues und nützliches Element in der Region, die Menschen hätten verstanden, dass eine Presse existiere, "die ihre eigentliche Arbeit nicht macht“. Martinez betonte, die tägliche journalistische Arbeit müsse mit Verantwortung gegenüber den Bürgern germacht werden, nicht gegenüber Wirtschaftsinteressen.

In der Abschlusserklärung der Tagung wird unter anderem betont, die in der ULAN vereinigten Agenturen seien einer Berichterstattung verpflichtet, die "als zentrale Werte die Brüderlichkeit unserer Völker, die Verteidigung der Demokratie in der gesamten Region, die Respektierung der Souveränität und die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten unserer Länder anerkennt". Die Journalisten sehen sich mit "neuen Praktiken undemokratischer Kräfte" konfrontiert, die darauf abzielten, die verfassungsmäßige Ordnung in Ländern wie Argentinien, Bolivien, Brasilien und Ecuador zu untergraben. Dies erhöhe die Verantwortung der öffentlichen Nachrichtenagenturen.

Die Erklärung enthält auch die Forderung nach Aufhebung des Dekretes von US-Präsident Barack Obama, mit dem dieser Venezuela zur "Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA" erklärt und Sanktionen gegen Regierungsfunktionäre verhängt hatte.

Die ULAN wurde im Jahr 2011 in Caracas gegründet und hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, "die Demokratisierung der Kommunikation in Lateinamerika und die regionale Integration unserer Völker zu fördern“.