Kolumbien / Venezuela / Politik

Mutmaßlicher Politikermörder vor Auslieferung nach Venezuela

Angeklagter im Fall der Ermordung des Jungpolitikers Serra soll von Kolumbien nach Venezuela überstellt werden. Tat zeigt Bedrohung durch Paramilitärs

elcolombia1_vtv_.jpg_1718483346.jpg

Fahndungsblatt mit dem Foto des Gesuchten Padilla
Fahndungsblatt mit dem Foto des Gesuchten Padilla

Bogotá/Caracas. Die kolumbianische Justiz bereitet offenbar die Auslieferung des mutmaßlichen Mörders des Abgeordneten Robert Serra nach Venezuela vor. Nach Angaben des lateinamerikanischen Fernsehsenders Telesur wurde die Abschiebung von Leiver Padilla alias "El Colombiano" vom Obersten Gerichtshof Kolumbiens bestätigte. Es fehle nur noch das Votum von Präsident Juan Manuel Santos. Padilla war vor sechs Monaten in der kolumbianischen Küstenstadt Cartagena de Indias festgenommen worden und saß seitdem auf Ersuchen der venezolanischen Behörden in Auslieferungshaft.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hatte stets auf der These beharrt, dass Serra, der jüngste Parlamentsabgeordnete der regierenden Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV), von kolumbianischen Paramilitärs ermordet worden war. Auch der Generalsekretär der Unasur und ehemalige kolumbianische Präsident, Ernesto Samper, hatte in der Ermordung von Serra ein "beunruhigendes Indiz" für die "Infiltration kolumbianischer Paramilitärs" in Venezuela gesehen.

Laut dem obersten Gerichtshof Kolumbiens ergaben die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, dass am 1. Oktober 2014 vor dem Wohnhaus von Serra sechs bewaffnete Personen aufgetaucht waren, in das Haus eindrangen und zunächst die Begleiterin des Politikers, Maria Herrera Sequera, überwältigten und misshandelten. Die Frau starb an den Folgen der Verletzungen. Danach stachen die Täter mehrfach auf Serra ein. Mehrere Personen hielten ihn fest, während mindestens zwei andere ihm die tödlichen Verletzungen beibrachten.

Padilla hatte die Vorwürfe gegen ihn nicht bestritten, sondern behauptet, dass ihm in Venezuela kein rechtsstaatliches Verfahren garantiert sei. Dessen ungeachtet lehnte der Oberste Gerichtshof in Bogotá den Einspruch ab. Nun muss Präsident Santos über die Auslieferung des mutmaßlichen Mörders entscheiden.

Vor dem Haus Serras erinnerte Telesur-Korrespondentin Madelein Garcia daran, dass Aufnahmen der Sicherheitskameras Padilla gezeigt hatten. Der Oberste Gerichtshof Venezuelas hatte die kolumbianischen Behörden auch auf Basis dieses Beweismaterials Anfang November vergangenen Jahres gebeten, ihn in Untersuchungshaft zu nehmen. In dem Schreiben betonte das Gericht, dass der mutmaßliche Mörder sowohl die venezolanische als auch die kolumbianische Staatsbürgerschaft habe. Die Anklage lautet auf Beteiligung an schwerem Totschlag, Raub mit Todesfolge, Verschwörung zu Straftaten und vorsätzlichen Mord. Ein Datum für die Auslieferung steht noch nicht fest.