Mexiko / Politik

Tödlicher Wahlkampf im Bundesstaat Guerrero in Mexiko

guerrero.jpg

Krisenregion Guerrero
Krisenregion Guerrero

Chilpancingo. Mexiko. In der mexikanischen Kleinstadt Chilapa im Bundesstaat Guerrero hat am 1. Mai ein bewaffnetes Kommando einen Bürgermeisterkandidaten ermordet. Der Politiker Ulises Fabián Quiroz gehörte – wie auch der amtierende Bürgermeister – der konservativen Partei PRI an. Der Mord an Quiroz ist Teil einer Serie von Gewalttaten in diesem Ort in der Region der La Montaña, in der zwei Mafiagruppierungen um die Vorherrschaft ringen. Im Wahlkampf nimmt die Welle der Gewalt an Intensität zu. Am 7. Juni sollen die Bürgermeister und der Gouverneur neu bestimmt werden.

Eine Woche vor dem Mord an Quiroz wurde im rund 50 Kilometer östlich von der Hauptstadt Chilpancingo gelegenen Chilapa der Gouverneurskandidat Luis Walton von der Partei Movimiento Ciudadano mitsamt seinem Kampagnenteam durch eine Straßensperre von 20 Bewaffneten an der Weiterreise gehindert. Er brach darauf alle Wahlveranstaltungen in der Region ab. Mitarbeiter von Walton beklagten gegenüber dem Nachrichtenmagazin Proceso, dass Dutzende von Patrouillen einer neu gegründeten Eliteeinheit vor einem Hotel in Chilapa stationiert gewesen seien, ohne dass sie von der Mafiapräsenz Notiz genommen hätten.

Auch für lokale Verhältnisse besonders grausam in Erinnerung geblieben ist die Ermordung der PRD-Bürgermeisterkandidatin von Ahuacuotzingo, ebenfalls in der Region Montaña. Die PRD-Politikerin Aidé Nava González wurde entführt. Am 10. März war ihre Leiche enthauptet aufgefunden worden. In vorangegangenen Gewalttaten hatte sie ihren Ehemann verloren. Ihr Sohn gilt seit 2012 als verschwunden.

Nur rund 30 Kilometer von Chilapa entfernt befindet sich die Pädagogikhochschule von Ayotzinapa. Die Angehörigen der 43 in Iguala am 26. September 2014 verschwundenen Studenten rufen angesichts des unvollständig aufgeklärten Massakers und der bürgerkriegsähnlichen Zustände in weiten Teilen Guerreros zum Wahlboykott auf. Unter den herrschenden Umständen kämen nur neue Mafiapolitiker an die Macht, heißt es von dieser Seite.

Alle Parteien und die Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto hingegen beharren auf der Realisierung des Wahlganges, der zeitgleich mit der Erneuerung des nationalen Parlaments durchgeführt werden soll.