Seligsprechung von Oscar Romero in El Salvador

Der Erzbischof und Aktivist wurde 1980 ermordet. Basisgruppen kritisieren Vereinnahmungsversuche der Kirche und der rechten Arena-Partei

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Porträt von Oscar Romero auf einem Wandbild in San Salvador
Porträt von Oscar Romero auf einem Wandbild in San Salvador

San Salvador. Am heutigen Samstag findet in der Hauptstadt El Salvadors die Seligsprechung von Oscar Arnulfo Romero statt. Diese im März 2015 von Papst Franziskus erfolgte Ernennung bedeutet in der katholischen Kirche die Anerkennung als "Märtyrer".

Romero war Erzbischof von San Salvador und wurde am 24. März 1980 ermordet. Er hatte sich in dem von wenigen Familien wirtschaftlich und politisch dominierten Land für die Interessen der armen Bauern und Indigenen eingesetzt, die einer massiven Repression ausgesetzt waren. Romero griff die Mächtigen an, was ihm auch die Kritik des Vatikans einbrachte. Der Erzbischof und andere religiöse Aktivisten in Lateinamerika verteidigten ihren Einsatz für die Armen und wurden auch in Europa bekannt als Vertreter der "Theologie der Befreiung". Traditionell hat die katholische Kirche in Lateinamerika die Mächtigen, auch die Militärdiktaturen, unterstützt.

Nach der Ermordung Romeros radikalisierte sich die Auseinandersetzung zwischen den Eliten und der Bevölkerung. Das Bündnis mehrerer linksgerichteter bewaffneter Organisationen, die Nationale Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN), wurde gegründet. Nach zwölf Jahren Bürgerkrieg mit über 75.000 Toten und dem Friedensprozess im Jahr 1992 ist die FMLN seit 2009 als Partei an der Regierung und stellt den Präsidenten.

Die 1992 von den Vereinten Nationen eingesetzte Wahrheitskommission stellte fest, dass der kurz zuvor verstorbene Major des militärischen Geheimdienstes von El Salvador und Organisator der Todesschwadrone, Roberto D'Aubuisson, für den Mord an Romero unmittelbar verantwortlich war. D'Aubuisson war auch Mitbegründer der ultrarechten Partei Arena, die 1982 nach der Militärdiktatur mittels Wahlfälschung an die Macht kam. Wenige Tage nach dem Erscheinen des Berichts wurde eine Generalamnestie für die Menschenrechtsverbrechen im Bürgerkrieg verkündet. Weder der Mörder Romeros noch seine Hintermänner wurden jemals für ihre Taten belangt.

Zu der Feier anläßlich der Seligsprechung werden 260.000 Teilnehmer erwartet, darunter viele Prominente aus Kirche und Politik.

Menschenrechts- und Opferorganisationen in El Salvador kritisieren indes die Vereinnahmungsversuche der Kirchenoberen und der Arena-Partei, die darauf abzielten, "die radikale Option Romeros zugunsten der Armen und Unterdrückten vergessen zu machen". Wie aus einer Pressemitteilung des Ökumenischen Büros München hervorgeht, führen kirchliche Basisgruppen, Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften deshalb Parallelveranstaltungen zur offiziellen Feier durch. Bereits am vergangenen Donnerstag fand eine Demonstration in San Salvador statt, die in der Nähe der US-amerikanischen Botschaft begann und zur Generalstaatsanwaltschaft der Republik führte. Dabei stand die Forderung im Mittelpunkt, den Fall von Oscar Romero wieder aufzunehmen und die Auftraggeber und Finanziers des Mordes, die zum Teil unter dem Schutz der USA stehen, endlich zu bestrafen. Vom 22. Mai auf den 23. Mai folgten eine Nachtwache und ein alternatives Fest "von und mit allen, die sich bei den offiziellen Veranstaltungen ausgeschlossen sehen". Eine Gruppe von Jugendlichen bemalt derzeit zahlreiche Wände in den armen Stadtvierteln San Salvadors mit dem Bild Oscar Romeros "und will so ein Zeichen gegen seine kommerzielle und nationalistische Vereinnahmung setzen".

Oscar Romeros ehemaliger Sekretär, Jaime García von der Gruppe Convergencia Oscar Romero, betonte am 19. Mai in einem Gespräch mit dem Ökumenischen Büro: "Wir sehen die Gefahr, dass die Kirche aus Monseñor Romero ökonomischen Nutzen ziehen will. Denn mit diesem Heiligen kann die Kirche große Mengen Almosen, sogar von den Armen, einnehmen. Sie verkauft Romero-T-Shirts, -Hüte und -Briefmarken. An der Aufklärung des Mordes ist sie schon lange nicht mehr interessiert. Die eigentliche Botschaft von Monseñor Romero wollen sie nicht hören."

(Das vollständige Gespräch mit Jaime García finden Sie hier.)