Streit zwischen Venezuela und Kolumbien, González in Caracas

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Felipe González in Caracas
Felipe González in Caracas

Bogotá/Caracas. Der frühere spanische Ministerpräsident Felipe González will den in Venezuela inhaftierten Oppositionspolitikern Rechtsbeistand leisten. Der frühere Regierungschef landete am Sonntag in Caracas, wie das Oppositionsbündnis MUD mitteilte. Zuvor war unklar, ob die Behörden ihn einreisen lassen würden. González war zuletzt vom Parlament zur unerwünschten Person erklärt worden.

Präsident Nicolás Maduro kritisierte González' Initiative und rief zu Protesten auf. "Unser ganzes Vaterland verurteilt den Interventionismus", schrieb er auf Twitter. "Die extreme Rechte nutzt internationale Erpressung, damit ihre Verbrechen straffrei bleiben." Die sozialistische Regierungspartei organisierte im ganzen Land Kundgebungen unter dem Motto "Venezuela hat man zu respektieren".

Gonzaléz will sich für die Freilassung des Oppositionsführers Leopoldo López und des Ex-Bürgermeisters von San Cristóbal, Daniel Ceballos, einsetzen. Ihnen wird Anstachelung zur Gewalt bei den Protesten gegen die linke Regierung im Frühjahr 2014 vorgeworfen.

Zu einem verbalen Schlagabtausch kam es indes auch zwischen den Regierungen von Venezuela und dem benachbarten Kolumbien. In einem Streit mit Maduro hat Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos am Freitag erklärt, sein Land "exportiere keine Armut", sondern "produziere Wohlstand".

Tags zuvor hatte Venezuelas Regierungschef gesagt, dass in den vergangenen Monaten eine halbe Million Kolumbianer illegal über die Grenze gekommen seien, um von den kostenlosen Sozialleistungen in Venezuela zu profitieren. Die kolumbianischen Familien kämen aus der Armut, Venezuela reiche ihnen die Hand, so Maduro.

"Gestern hat Präsident Maduro verkündet, Kolumbien exportiere Elend nach Venezuela. Ich möchte ihm mit Verlaub sagen, dass das in der Vergangenheit so war. Heute ist die Situation vielleicht umgekehrt, denn unser Wirtschaftssystem produziert genau das Gegenteil: Wohlstand", sagte Santos bei einem öffentlichen Auftritt.

"Wir holen mehr Menschen denn je aus der Armut und aus der extremen Armut. Wir wünschen den Venezolanern Wohlstand, dabei können sie auf unsere Hilfe zählen", sagte Santos weiter.

Der kolumbianische Staatschef hatte vergangenen Monat bei der Vorstellung des nationalen Entwicklungsplans bis 2018 Zahlen präsentiert, denen zufolge die Armutsquote in seinem Land bei 28,5 Prozent lag, der Anteil von Menschen in extremer Armut bei 8,1 Prozent.

Die größten Migrationsbewegungen von Kolumbianern nach Venezuela fanden in den Sechziger- und Siebzigerjahren statt, als sich Venezuela wegen seiner Ölexporte im wirtschaftlichen Aufschwung befand.