Mexiko / Menschenrechte

Neue Informationen im Fall Ayotzinapa

bildschirmfoto_2015-06-18_um_19.16.17.png

Der ehemalige Kommunalrichter von Iguala, Ulises Bernabé García, im Gespräch
Der ehemalige zuständige Richter der städtischen Polizei von Iguala, Ulises Bernabé García, im Gespräch über die Ereignisse des 26. September 2014

Mexiko-Stadt. Im Fall der seit neun Monaten verschwundenen Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa gibt es neue Informationen. In einem Interview erklärt der ehemalige zuständige Richter der städtischen Polizei von Iguala, Ulises Bernabé García, dass keiner der 43 Studenten in der Nacht vom 26. September auf der Wache war, wie offiziell behauptet wird. Die Version der mexikanischen Regierung verliert dadurch weiter an Glaubwürdigkeit.

Bernabé erklärt in einem Interview, dass er in der Nacht vom 26. September den Nachtdienst besetzte und „die 43 Lehramtsstudenten nicht in der genannten Dienststelle von Iguala waren." Er habe keinen der Lehramtsstudenten, weder als Gruppe, noch einzeln empfangen. „Ich hätte sie sehen müssen. Ich hätte die Polizeiwagen, in denen die Lehramtsstudenten abtransportiert worden sein sollen, sehen müssen. Ich habe aber nichts gesehen, ich habe die Lehramtsstudenten nie empfangen“, erklärt Bernabé.

Mit seiner Aussage widerspricht er der offiziellen Verision, dass die Studenten in der Nacht vom 26. September zur Dienststelle in Iguala gebracht worden seien. Laut der offiziellen Version seien die jungen Männer kurz danach in zwei Polizeiwagen in die abgelegene Region von Loma de los Coyotes gebracht und dort an drei Mitglieder der kriminellen Organisation „Los Guerreros Unidos“ übergeben worden. Diese hätten die Lehramtsstudenten ermordet und deren Körper auf einer Mülldeponie in der Gemeinde Cocula verbrannt.

Barnabé erklärt im Interview weiter, dass der Kommandant des 27. Infanteriebataillons, José Martínez Crespo, am 26. September um 23:30 in Begleitung von sechs bewaffneten Soldaten zur Dienststelle in Iguala kam, um das gesamte Areal zu inspizieren. "Crespo gab damals vor, dass sie auf der Suche nach einem weißen Motorrad sind“, erzählt Bernabé im Interview. Der damalige Generalstaatsanwaltschaft Murillo Karam behauptete allerdings kurz nach dem Verschwinden der Lehramtsstudenten, dass kein Soldat am dem Tag des Geschehens die Militärkaserne verlassen hätte. Bernabé wurde am morgen des 27. September von Mitgliedern der Militärs zu den Ereignissen befragt und wiederholte seine Aussage im November vor der Staatsanwaltschaft. Von der mexikanischen Regierung gibt es dazu bis heute keine Stellungnahme.

Bernabé hat mittlerweile Asyl in den USA beantragt, nachdem Bundespolizisten ohne Durchsuchungsbefehl in sein Haus eingedrungen waren und seine Familie ebenfalls von der Bundespolizei bedroht worden war.

Die Eltern der 43 Lehramtsstudenten akzeptieren die offizielle Version der Regierung bis heute nicht. Sie fordern, dass ihre Söhne weiter gesucht, dass die Verantwortlichen zu Rechenschaft gezogen werden und dass die Beteiligung des Militärs vollends aufgeklärt wird.