Guatemala / Umwelt

Umweltkatastrophe im Norden von Guatemala

Mehr als 12.000 Menschen sind wegen der Vergiftung eines Flusses in Gefahr. Massives Fischsterben. Bevölkerung beschuldigt Palmölunternehmen

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Tausende Fische starben aufgrund der Verseuchung des Flusses La Pasión mit dem Pestizid Malathion.
Tausende Fische starben aufgrund der Verseuchung des Flusses La Pasión mit dem Pestizid Malathion.

Guatemala-Stadt. Die Behörden der Gemeinde Sayaxché im Departamento Petén haben die Alarmstufe Rot für das Einzugsgebiet des Flusses La Pasión ausgerufen. Vor zwei Wochen waren dort Tausende tote Fische an der Wasseroberfläche aufgetaucht. Anhand von Wasserproben ist nun festgestellt worden, dass der Fluss mit dem verbotenen Pestizid Malathion verseucht ist. Betroffen ist eine Zone von 150 Kilometern entlang des Flusses, in der 9.700 Menschen in 14 Gemeinden leben. Außerdem sollen 8 weitere Gemeinden mit fast 3.800 Einwohnern gefährdet sein. 

Obwohl der Planungschef des Palmölunternehmens Reforestadora de Palma del Petén REPSA die Nutzung von Malathion abstreitet, wird die Firma bezichtigt, für die Flussvergiftung mitverantwortlich zu sein. Ein Gerichtshof hat inzwischen die vorübergehende Schließung von REPSA veranlasst, während das Umweltministerium Untersuchungen durchführt. Ebenso wird ermittelt, inwiefern die Agrarunternehmen Entidad Nacional Agroforestal S.A. NAISA und Tikindustrias Verantwortung für die aufgetretene Umweltverschmutzung tragen.

Das erste Fischsterben fand Ende April statt, als starke Regenfälle das Überfließen von Chemikalien-Auffangbecken der Firma REPSA verursacht hatten. Die Vergiftung der Fließgewässer sei „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagt ein Sprecher der Gemeinde. Nicht nur die Fische würden sterben, sondern die Nahrungssicherheit von circa 116.000 Einwohnern des Gemeindebezirks Sayaxché sei gefährdet.

Die Chemikerin Rosalita Barrios warnt vor Folgeschäden und gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung des Gebiets. Zurzeit habe es noch keine Todesfälle gegeben. Man müsse ein Überwachungssystem zur Festlegung von Folgeschäden einrichten, „die erst in zwei, fünf oder zehn Jahren eintreten könnten“. Die Bevölkerung der Region und die lokalen Behörden beschuldigen die Regierung, zögerlich zu handeln. Außerdem kritisieren sie, dass REPSA unlautere Absprachen mit Gemeindemitgliedern treffe, um sich von der Verantwortung an der Umweltkatastrophe zu entbinden