Kolumbien / Politik

Regierung von Kolumbien: bilateraler Waffenstillstand mit Farc möglich

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Hauptverhandler der Regierung mit den Farc in Havanna: Humberto de La Calle
Hauptverhandler der Regierung mit den Farc in Havanna: Humberto de La Calle

Bogotá. Die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos ist bereit, sich mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) auf eine beidseitige Waffenruhe auch vor Abschluss der Verhandlungen zu einigen. Dies gab der Leiter der Regierungsdelegation bei den Friedensgesprächen mit der Guerilla, Humberto de La Calle, bekannt.

Bisher hatte Santos dies kategorisch ausgeschlossen und auch parallel zu den Verhandlungen weiter die Politik der "harten Hand" gegen die Rebellen vertreten. Erfolgsmeldungen über getötete oder gefangene Guerilla-Kämpfer bestimmten weiterhin die Pressemeldungen in Kolumbien.

In einem Interview mit dem Journalisten Juan Gossaín, das vom staatlichen Hochkommisariat für den Frieden am Sonntag verbreitet wurde, sagte De La Calle nun, diese Position der Regierung könne sich ändern, wenn die Waffenruhe "ernsthaft, gegenseitig, definitiv und überprüfbar" sei. Dazu müssten die Farc jedoch zunächst ihre Verantwortung vor nationalen und internationalen Instanzen eingestehen. Er räumte zudem erstmals öffentlich ein, dass der Konflikt im Land sich nicht einzig auf den Kampf zwischen Farc und Regierung beschränke, sondern es "andere Quellen der Gewalt" gebe.

Der Delegationsleiter sprach in dem Interview zugleich auch vom "schlechtesten Moment seit Beginn der Verhandlungen" vor mehr als zwei Jahren. Im Moment sei sowohl das Ende der Friedensgespräche denkbar als auch eine beidseitige Waffenruhe, die Schuld für gegenwärtige Probleme liege bei den Farc.

Die Guerilla hatte seit Beginn der Verhandlungen immer wieder eine bilaterale Waffenruhe gefordert und mehrfach eine einseitige Feuerpause eingehalten. Erst vor zwei Monaten kündigten die Farc einen im Dezember vergangenen Jahres zunächst unbefristeten einseitigen Waffenstillstand auf, nachdem das Militär in Guapi mutmaßliche Stellungen der Guerilla bombardiert und bis zu 80 Menschen ermordet hatte, darunter einige Farc-Kämpfer, aber vor allem Zivilisten. Danach richteten sich bewaffnete Angriffe der Rebellen gegen die ökonomische Infrastruktur, unter anderem wurde eine Ölpipeline gesprengt, mit bisher noch unabsehbaren Folgen, da mehrere Tonnen Rohöl in Flüsse ausliefen. Die Regierung drohte zuerst mit dem Abbruch der Verhandlungen, jetzt scheint nach Aussagen de La Calles ein Umdenken möglich.