Argentinien ehrt Befreiungskämpferin Azurduy und beseitigt Kolumbus-Statue

Kirchner und Morales weihen Monument von Azurduy in Buenos Aires als "Zeichen der Entkolonialisierung" ein und positionieren sich in der Gedenkkultur

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Die Statue wurde am 15. Juli eingeweiht
Die Statue wurde am 15. Juli eingeweiht

Buenos Aires. Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und der bolivianische Präsident Evo Morales haben in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires eine Statue der Unabhängigkeitskämpferin Juana Azurduy de Padilla eingeweiht. Das Monument vor der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast, ersetzt eine Statue von Christoph Kolumbus. Diese war zuvor entfernt worden. Anlässlich der festlichen Enthüllung des Denkmals sagte Morales, dass die Anerkennung von Azurduy eine wichtige Rolle in der "Entkolonialisierung" spiele und eine "Ehrung aller revolutionären Frauen in Lateinamerika" sei.

Azurduy wurde 1780 im heutigen Bolivien geboren und gilt als eine der bekanntesten lateinamerikanischen Freiheitskämpferinnen in den Unabhängigkeitskriegen gegen die spanischen Konquistadoren. Sie und ihr Ehemann Manuel Ascencio Padilla schlossen sich 1809 der Revolution von Chuquisaca an. 1816 starb ihr Mann im Kampf. Sie ging 1818 an der Seite von General Martín Miguel de Güemes nach Argentinien. Erst 1825 kehrte sie in ihren Geburtsort zurück. Sie sprach Spanisch, Quechua und Aymara.

Das kubanische Nachrichtenportal cubadebate.cu schrieb zu der Ehrung: "Azurduy kämpfte, obwohl ihre vier Kinder unter den Umständen der Revolution litten, krank waren und hungerten. Alle vier Söhne starben im Kampf. Sie kämpfte mit Schmerz, bis ihr Ehemann gefangen genommen wurde und sie mitten im Krieg mit dem fünften Kind schwanger zurück blieb. Das Mädchen wurde auf dem Schlachtfeld geboren und überlebte als einziges. 1862 starb sie vollkommen unbekannt in Armut und Einsamkeit." Azurduy wurde nach ihrem Tod im Alter von 82 Jahren in einem Massengrab beerdigt.

Bereits 1825 forderte der lateinamerikanische Befreiungskämpfer Simón Bolivar während eines Besuchs im heutigen Bolivien, dass sich das Land nach Padilla oder Azurduy benennen solle, nach denen also, "die es befreit haben". Erst im Jahr 2009, 147 Jahre nach ihrem Tod, wurde die Revolutionärin von Kirchner mit dem Ehrentitel "Generalin" des argentinischen Militärs geehrt.

Die Skulptur von Azurduy ist eine Schenkung Boliviens an Argentinien. Das Werk ist eine Arbeit des argentinischen Künstlers Andrés Zerneri. Sie ist 16 Meter hoch und wiegt 25 Tonnen. Die Statue zeigt Azurduy kämpferisch voranblickend, in ihrem Rücken befinden sich Szenen des Widerstands. Zuvor stand an selber Stelle 100 Jahre lang eine Statue des Eroberers Kolumbus.

Das öffentliche Gedenken an Kolumbus ist in Lateinamerika zunehmend umstritten. Anfang 2011 hatten Arbeiter aus dem Bildungsbereich und Vertreter verschiedener sozialer Bewegungen in der venezolanischen Stadt Barquisimeto eine Statue von Juan de Villegas niedergerissen. Sie wollten damit gegen das Gedenken an Persönlichkeiten des Kolonialismus protestieren. Dies berichtete damals die Organisation venezolanischer Basismedien, ANMCLA. Am "Tag des Lehrers" am 15. Januar zogen die Aktivisten zum Plaza La Mora, hielten ein "Volksgericht" ab und stürzten die Statue. An seine Stelle setzten sie eine Erinnerung an Simón Rodríguez, einen der bekanntesten Nationalhelden Venezuelas und Lehrer Simón Bolívars.

Juan de Villegas (1509-1553) war spanischer Eroberer und "Gründer" der Stadt Barquisimeto im Jahr 1552. William Rojas, Mitglied einer Organisation von Arbeitern im Bildungsbereich, erklärte gegenüber Medien, Villegas habe "den Genozid an den indigenen Völkern" angeführt, "die in den Tälern lebten, die heute als Barquisimeto bekannt sind". Die Aktivisten fordern die Umbenennung des Platzes in Plaza Simón Rodríguez.

Ein ähnlicher Fall hatte im Oktober 2004 zu großem Aufsehen geführt. Damals stürzten Aktivisten aus verschiedenen Basisbewegungen am Tag des indigenen Widerstands eine Kolumbus-Statue in Caracas.