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Ein Toter in Venezuela bei Plünderungen in Supermärkten

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Geplünderter Supermarkt "Uniferia" in San Félix
Geplünderter Supermarkt "Uniferia" in San Félix

Ciudad Guyana/Caracas. Bei Plünderungen in Supermärkten in Ciudad Guyana im venezolanischen Bundesstaat Bolívar ist am Freitag ein junger Mann getötet worden, 27 Personen wurden festgenommen. Vier Geschäfte im Stadtteil San Félix von Ciudad Guyana waren gestürmt und leergeräumt worden. Der Mann starb an den Folgen einer Schussverletzung.

Der Gouverneur des Bundesstaates, Francisco Rangel Gómez, sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender "Globovisión", für die Plünderungen gebe es keine Entschuldigung. An Lebensmitteln mangele es in Bolívar nicht und niemand müsse hungern. Die Aktionen seien möglicherweise "von Personen mit politischen Motiven" angetrieben worden. Bewaffnete auf Motorrädern seien vor den Geschäften aufgetaucht und hätten Leute zu Plünderungen aufgerufen, so Rangel.

Der Leiter der staatlichen Telekommunikationsbehörde Conatel, William Castillo, berichtete, es habe auch Aufrufe zu Plünderungen über anonyme oder gefälschte Twitter-Accounts gegeben. Später seien sie dort "rein aus politischem Hass heraus gefeiert und gerechtfertigt" und Gerüchte über weitere derartige Aktionen im Land sowie über eine Ausgangssperre gestreut worden. Auch wurde ein Foto des getöteten jungen Mannes verbreitet. Dies sei abstoßend und ein Zeichen mangelnder Menschlichkeit, so Castillo.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro betonte, bei den Ereignissen habe es sich um "geplante Aktionen der rechten Opposition" gehandelt. Ähnliches sei auch in anderen Bundesstaaten in Vorbereitung gewesen, habe jedoch in enger Zusammenarbeit der Bevölkerung und der Sicherheitsbehörden verhindert werden können. Maduro warf der Opposition vor, sie wolle im Vorfeld der Parlamentswahlen am 6. Dezember "das Land mit einer Welle der Gewalt überziehen". Er sicherte zu, man werde die Verantwortlichen vor Gericht bringen, "die diesen jungen Arbeiter ermordet und den Aufruhr provoziert haben".

Oppositionspolitiker machten indes die Regierung Maduro für die Ereignisse verantwortlich. So twitterte der Gouverneur des Bundesstaates Miranda und Ex-Präsidenschaftskandidat Henrique Capriles, die Regierung verhalte sich "angesichts der Versorgungskrise und der Gewalt im Land gleichgültig". Die frühere Parlamentsabgeordnete María Corina Machado schrieb, die Vorfälle seien "ein Beweis der humanitären Krise" im Land.

Venezuela kämpft seit Anfang 2014 mit Problemen bei der Versorgung mit bestimmten Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs. Viele Zwischenhändler horten Produkte oder verkaufen sie zu überhöhten Preisen auf dem Schwarzmarkt. Nach offiziellen Schätzungen werden außerdem bis zu 40 Prozent der Lebensmittel, die für den heimischen Markt bestimmt sind, nach Kolumbien geschmuggelt und dort teurer verkauft. Die Regierung geht daher gegen Vertriebsfirmen und Einzelhandelsketten vor, denen sie vorwirft, gezielt Waren zurückzuhalten, Warteschlagen zu provozieren und Unruhe in der Bevölkerung zu schüren. Immer wieder werden Tonnen gehorteter Güter beschlagnahmt. Aber auch gegen Schiebereien und Korruption bei den staatlichen Zentren und Supermärkten musste die Regierung bereits mehrfach einschreiten.