Venezuela und Griechenland streben gemeinsame Energiepolitik an

Griechischer Diplomat unterzeichnet in Caracas Absichtserklärung. Linksregierung in Athen hatte zuletzt viel Zuspruch aus Lateinamerika bekommen

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Tsipras und González (sitzend) bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung
Tsipras und González (sitzend) bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung

Caracas. Nachdem Griechenland innerhalb der Europäischen Union mit dem Versuch gescheitert ist, eine neue Wirtschaftspolitik durchzusetzen, sucht die Regierung des linksgerichteten Ministerpräsidenten Alexis Tsipras offenbar Kontakte außerhalb des EU-Wirtschaftraumes. Nach einem Bericht der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina haben Griechenland und Venezuela mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung die Voraussetzungen für eine intensivere Zusammenarbeit in der Energiepolitik geschaffen. 

Das gemeinsame Dokument wurde bei einem Treffen in Caracas von Venezuelas Vizeminister Kohlenwasserstoffe, Ángel González, und dem Generalsekretär für internationale Beziehungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit im griechischen Außenministerium, Jorgos Tsipras, unterzeichnet.

González betonte, der Sinn der Vereinbarung bestehe darin, eine wirtschaftliche Beziehung zu entwickeln, die für beide Staaten Vorteile bringe. Venezuela sei bereit, gemeinsame Projekte auf allen Stufen der Förderung, Verarbeitung und der Vermarktung von Energieträgern zu besprechen.

Tsipras bewertete die Unterzeichnung der Absichtserklärung indes als Beleg für die hervorragenden Beziehungen zwischen Caracas und Athen. Das sogenannte Memorandum of Understanding biete zudem die Grundlage für eine weitere verstärkte Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten auf der politischen und wirtschaftlichen Ebene.

In Caracas sprach der griechische Ministeriumsvertreter zudem über die politisch und wirtschaftlich schwierige Situation in seinem Land. Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras setze sich gegen die entschiedenen Widerstände der Gläubigerinstitutionen – der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds – weiterhin dafür ein, die sozialen Rechte der Bevölkerung zu garantieren.

Zugleich zeigte sich Tsipras, der Mitglied der in Griechenland regierenden Linkspartei Syriza ist, bereit, mit Venezuela gemeinsame Perspektiven beim Widerstand gegen die dominierende neoliberale und imperialistische Politik zu entwickeln. Venezuela sei für Griechenland ein Beispiel für den Widerstand gegen imperialistische Politik. Trotz der weiten Entfernung zwischen beiden Staaten fühlten sich die Griechen den Völkern Lateinamerikas und vor allem den Menschen in Venezuela eng verbunden.

Die Regierungen Argentiniens und Venezuelas sowie die Mitgliedsländer der Bolivarischen Allianz (Alba) hatten sich in den vergangene Wochen und Monaten mehrfach zur Situation in Griechenland geäußert und ihre Unterstützung für die Bevölkerung und die Regierung des südeuropäischen Landes ausgedrückt.

So erklärte sich Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández solidarisch mit Griechenland: das Land erlebe heute eine Situation, die fast identisch sei mit der Argentiniens im Jahr 2001. Die neoliberalen Politiken rissen die Völker in Arbeitslosigkeit und Elend.

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro bestärkte in einer Fernsehansprache noch Anfang Juli die griechische Bevölkerung darin, die Auflagen des IWF und der Eurogruppe abzulehnen. Er erinnerte daran, dass Venezuela ebenfalls "im Schatten des IWF" gelebt habe. Es sei "der richtige Weg, die Fesseln des Kapitals, des IWF zu sprengen und sich von diesem Joch zu befreien".