Regierung in Mexiko versucht Familien der Verschwundenen zu bestechen

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Bei der Auftaktveranstaltung der "Caravana Sur México" in San Cristóbal de las Casas, Chipas, demonstrieren die Menschen Solidarität mit den Angehörigen der Verschwunden
Bei der Auftaktveranstaltung der "Caravana Sur México" in San Cristóbal de las Casas, Chipas, demonstrieren die Menschen Solidarität mit den Angehörigen der Verschwunden

Oaxaca, Mexiko. Die mexikanische Regierung soll den Eltern der verschwundenen Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa insgesamt rund 62.000 US-Dollar geboten haben, damit sie die Suche nach ihren Söhnen einstellen und den öffentlichen Kampf um die Aufklärung der Ereignisse vom 26. September 2014 beenden. Dies gab der Sprecher der Familien, Felipe de la Cruz, bei einer Demonstration vergangenen Sonntag im südlichen Bundesstaat Oaxaca bekannt. So seien Vertreter der Regierung zu den einzelnen Familien nach Hause gekommen, um ihnen Geld und andere Güter wie Autos oder Häuser anzubieten. Im Gegenzug sollten die Familien die Suche nach ihren Söhnen beenden.

"Wir geben lieber unser Leben, als unsere Söhne zu verkaufen, für sie gibt es keinen Preis. Wenn die Regierung in Mexiko glaubt, durch Bestechung würden wir den Mund halten, liegt sie falsch", verteidigt de la Cruz den Kampf der Familien um Gerechtigkeit und Aufklärung über das Schicksal ihrer Söhne. "Sie tun so, als würde das Angebot die Eltern beruhigen, aber die Würde ist größer als ihr Angebot", so der Sprecher. Die Eltern der im September verschwundenen 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa fordern von der Regierung eine rechtmäßige Aufklärung des Falls und dass ihre Söhne lebend wieder zurückgebracht werden. Aus dem widersprüchlichen Untersuchungsbericht, den die Regierung bereits wenige Monate nach dem Verschwinden vorlegt hatte, gehen keine glaubhaften Beweise bezüglich der Ermordung der 43 Studenten hervor.

Darüber hinaus kündigten die Angehörigen vergangenen Sonntag an, dass sie weitere Aktionen starten, wenn Präsident Enrique Peña Nieto (PRI) nicht bis zum kommenden 26. September glaubhaft beweisen kann, was mit den Studenten in jener Nacht passierte. "Wenn unsere Söhne nicht nach Hause kommen, werden die Dinge noch heftiger", drohte ein Vater. Im Hinblick auf die Aktionen betonte de la Cruz weiter, dass Präsident Peña Nieto "fallen muss, wenn er nicht liefert".

Seit die Lehramtsstudenten vergangenes Jahr bei einer Polizeiaktion in Iguala im Bundesstaat Guerrero verschwunden sind, hat sich eine Bewegung formiert, die größtenteils von deren Eltern organisiert wird. Im Kampf um Gerechtigkeit weisen sie unermüdlich auf die Situation der Menschrechte in Mexiko hin, die grausamen Verbrechen gegen soziale Akteure und die Straflosigkeit der Täter. Während der Suche nach den Studenten wurden bereits mehrere Massengräber mit mindestens 129 Toten entdeckt. So war auch die Demonstration am vergangenen Sonntag Teil der "Caravana Sur México", einer Serie von Veranstaltungen die bereits am 26 Juli, zehn Monate nach dem Verschwinden der Studenten, angekündigt wurden und in zahlreichen Bundesstaaten stattfinden sollen.