Boca Manu, Peru. Die 40 Touristen, die in der peruanischen Urwaldregion Madre de Dios am Mittwoch von Anwohnern festgehalten wurden, sind wieder frei. Die Bewohner hatten vom Umweltministerium gefordert, die Anzeige gegen den Gouverneur wegen einer geplanten Straße durch das Naturschutzgebiet zurückzuziehen. Die Straße bedeutet für die Bevölkerung Zugang zum Gesundheitssystem, zu Bildung, günstigeren Gütern und Mobilität. Sie ist das Synonym für Entwicklung und Fortschritt.
Der Nationalpark Manu ist berühmt für seine Flora und Fauna. Jährlich reisen um die 8.000 Touristen und Studenten in das Naturschutzgebiet, um Tiere zu beobachten oder zu studieren. Das große Naturschutzgebiet wird von mehreren Seiten bedroht. Im Norden wird Erdgas gefördert, im Süden wurde dem US-amerikanischen Unternehmen Hunt Oil eine weitere Sondierungslizenz für die Suche nach Erdölvorkommen erteilt.
Im und um den Nationalpark herum leben indigene Völker, unter anderem auch solche, die bisher noch keinen Kontakt zur Außenwelt hegten und Siedler, die Subsistenzwirtschaft und Holzschlag in kleinem Maße betreiben.
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Die Regionalregierung hat dieses Jahr begonnen, den Bau der geplanten Straße entlang des Flusses Madre de Dios am Rande des Naturschutzgebietes voranzutreiben. Dies führte zum Konflikt zwischen den lokalen Behörden und dem Umweltministerium. Das zuständige Nationale Institut für Schutzgebiete (Sernanp) hat gegen die Regionalregierung Klage wegen illegalen Straßenbaus eingereicht, da die Straße durch das Einzugsgebiet des Naturreservats und vor allem auch durch ein Indigenenschutzgebiet führen soll.
Gegen diese Klage hat sich nun die lokale Bevölkerung zur Wehr gesetzt. Die Siedler des Dorfes Boca Manu und die Piro-Indigenen des Dorfes Diamante, circa 200 Personen, haben ein von der Biologischen Station Cocha Cashu, die zwei Tagesreisen von Boca Manu entfernt liegt, zurückkehrendes Boot mit Studenten und sechs weitere Boote mit Touristen verschiedener Nationalitäten zurückgehalten. Unter den Festgehaltenen war auch der renommierte Professor John Terborgh von der Universität Princeton aus den USA, der schon seit über 30 Jahren im Nationalpark Manu Forschungen durchführt. Den Touristen wurden die Handys abgenommen, damit sie sich nicht mit der Außenwelt in Verbindung setzen konnten. Die Forderung der Lokalbevölkerung besteht darin, dass das Institut des Umweltministeriums die Klage wegen illegalen Straßenbaus zurückziehen soll.