Mexiko / Menschenrechte

Strafprozess gegen mutmaßlichen Hintermann im Fall Iguala

el-gil.jpg

Dieses Bild von Gilberto López Astudillo, alias "El Gil", veröffentliche die Generalstaatsanwaltschaft nach seiner Festnahme
Dieses Bild von Gilberto López Astudillo, alias "El Gil", veröffentliche die Generalstaatsanwaltschaft nach seiner Festnahme

Mexiko-Stadt. Ein mexikanischer Bundesrichter hat formal Haftbefehl gegen Gilberto López Astudillo, alias "El Gil", im Fall der verschwundenen Lehramtsstudenten von Ayotzinapa erlassen. Es lägen ausreichend Beweise für die Eröffnung eines Strafprozesses wegen Entführung vor. López soll nun als Hintermann des Verbrechens angeklagt werden. Laut Generalstaatsanwaltschaft soll "El Gil" in der Nacht zum 27. September an den Ort gefahren sein, wo die Gemeindepolizei die 43 jungen Männer aufgehalten hatte. Auf seinen Befehl hin seien sie mit mehreren Lastwagen zur Müllkippe nach Cocula gebracht worden, wo sie kurz danach hingerichtet und verbrannt worden sein sollen. Dies soll auch der Komplize, Felipe Rodríguez Salgado, bestätigt haben.

Zuvor hatte das Gericht bereits den Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in der kriminellen Organisation Guerreros Unidos bestätigt. Die Bande wird für Drogenhandel und Entführungen in den Bezirken Iguala y Cocula verantwortlich gemacht.

López Astudillo war am 17.September in Taxco im Bundesstaat Guerrero festgenommen worden. Dies hatte der Nationale Sicherheitsbeauftragte, Renato Sales Heredia, bei einer anschließenden Pressekonferenz bekannt gegeben. "El Gil", der seit einem Jahr auf der Flucht gewesen sei, habe nach zwölf Stunden Vernehmung zugegeben, den Befehl erteilt zu haben, die 43 jungen Männer umzubringen und ihre Leichen zu verbrennen, so Sales.

Diesen Angaben der Behörden widersprechen jedoch die Ermittlungsakten, zu denen der Anwalt der Eltern der Lehramtsstudenten, Vidulfo Rosales, Zugang hatte. Dort heißt es, López Astudillo habe in der Nacht zum 27. September zusammen mit dem damaligen Stellvertreter der Gemeindepolizei von Iguala, Cesar Nava, bis circa 2:30 Uhr getrunken. Dabei habe er durch Zufall über den Vorfall mit den 43 Studenten erfahren. Laut Akten streitet López eine Beteiligung ab. "Mit anderen Worten, El Gil gab nicht zu, den Befehl gegeben zu haben, die 43 Lehramtsstudenten umzubringen und sie zu verbrennen" , sagte Rosales.

Inzwischen sei außerdem bekannt, dass die mexikanische Regierung die ganze Zeit Kenntnis über  Aufenthaltsorte von López Astudillo gehabt habe. Seine Festnahme vor zwei Wochen sei von der Regierung strategisch bestimmt worden, ergänzte Rosales. Für die Eltern der in jener Nacht Verletzten und Ermordeten und der immer noch verschwundenen Lehramtsstudenten, folgt die Festnahme dem Kalkül der Regierung, die Ermittlungen zu beenden und den Fall abschließen zu können.