Venezuela / Politik

Umfragen sehen Opposition in Venezuela vor Wahlsieg

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Am 6. Dezember werden 167 Abgeordnete gewählt, davon 51 über Listen in den Bundesstaaten, 113 Abgeordnete über Direktwahlen in den 87 Wahlkreisen
Am 6. Dezember werden 167 Abgeordnete gewählt, davon 51 über Listen in den Bundesstaaten, 113 Abgeordnete über Direktwahlen in den 87 Wahlkreisen

Caracas. Verschiedene Umfrageinstitute in Venezuela bescheinigen der Opposition gute Chancen für einen Sieg bei den Parlamentswahlen am kommenden Sonntag. In den letzten vor der Wahl veröffentlichten Untersuchungen bescheinigen die Meinungsforscher dem Oppositionsbündnis "Tisch der Demokratischen Einheit" (MUD) einen zweistelligen Vorsprung in Prozentpunkten. Wie genau sich dies in parlamentarische Mehrheiten übersetzen wird, ist allerdings unsicher. Weil das venezolanische Wahlsystem eine Mischung aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht ist, bedeuten landesweite Mehrheiten nicht notwendigerweise auch mehr Sitze in der Nationalversammlung.

Am Wochenende nutzten verschiedene Meinungsforschungsinstitute die letzte Möglichkeit vor den Wahlen am 6. Dezember, um ihre Ergebnisse zu veröffentlichen. In der Woche vor der Wahl ist dies verboten. Dabei überraschte vor allem der Direktor des eher regierungsnahen Instituts Hinterlaces, Oscar Schemel, mit der Aussage, dass die Opposition im September einen Vorsprung von 30 Prozentpunkten gegenüber dem Regierungslager gehabt habe. Zugleich betonte er jedoch, dass sich dieser Vorsprung seitdem verringert habe, ohne aber konkrete Zahlen zu nennen. Er erwarte ein "sehr knappes" Ergebnis, sagte Schemel.

Auch Luis Vicente León, Präsident des Instituts Datanálisis, vermied in seiner letzten Stellungnahme vor der Wahl konkrete Zahlen und gestand dem regierenden Chavismus zu, in den Umfragen aufzuholen. Allerdings habe dieser den Abstand zur Opposition im zurückliegenden Monat lediglich um sechs Prozentpunkte verringern können, während die Popularität um zehn Prozentpunkte gestiegen sei. Noch Mitte November sah Datanálisis die Regierungsgegner allerdings mit 35 Prozentpunkten im Vorteil. Die Frage sei also eher, in welcher Höhe der MUD gewinne, sagte León, der sich mit seinen politischen Analysen im Oppositionslager verortet. Es sei nur "schwer" möglich, dass das Regierungsbündnis eine Mehrheit erringe.

Auch andere Umfragen bescheinigen der Opposition gute Chancen, eine Mehrheit im Parlament zu stellen. Allerdings haben viele Institute in der Vergangenheit mit ihren Prognosen sehr weit daneben gelegen.

Ob ein Lager eine Mehrheit in der Nationalversammlung stellen kann, hängt aber ohnehin weniger von der Gesamtzahl der Stimmen ab. Lediglich 51 der 167 Abgeordneten werden über Listen in den Bundesstaaten gewählt. 113 Abgeordnete werden hingegen über Direktwahlen in den 87 Wahlkreisen bestimmt. Dabei entsenden die ländlichen Regionen im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße mehr Abgeordnete als die urbanen Zentren, in denen bei den Wahlen der letzten Jahre die Opposition stärker war. Hinzu kommen drei Abgeordnete der indigenen Minderheit des Landes.