Afrogemeinschaften in Kolumbien erhalten kollektiven Landtitel

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Nach 16 Jahren erhielten die Afrogemeinschaften die ihnen zustehenden Landtitel
Nach 16 Jahren erhielten die Afrogemeinschaften die ihnen zustehenden Landtitel

Buenaventura, Kolumbien. Die kolumbianische Regierung und das staatliche Institut für ländliche Entwicklung (Incoder) haben 177.817 Hektar Land in den Verwaltungsbezirken Buenaventura und López de Micay zum Kollektivbesitz afrokolumbianischer Gemeinschaften entlang des Flusses Naya erklärt. Diese mussten seit 1999 auf den Rechtsbeschluss warten, der nun am 19. November zu ihren Gunsten ausfiel.

Den Afrogemeinschaften ist es seit 1993 gesetzlich gestattet, sich in Gemeinschaftsräten (Consejos Comunitarios) zu organisieren. Als solche können sie auf Gebiete, die bereits von ihren Vorfahren besiedelt wurden, einen kollektiven Landtitel beantragen. Der berechtigt die Besitzer, selbstständig über die Nutzung des Landes zu entscheiden. Das heißt, wollen Unternehmen, beispielsweise aus dem Bergbau- oder Agrarsektor, dort wirtschaften, müssen sie die Räte vorab konsultieren und, sollten diese zustimmen, mit ihnen die Bedingungen aushandeln. In der kolumbianischen Pazifikregion, zu der auch Buenaventura und López de Micay gehören, befinden sich rund 86 Prozent der Ländereien in Kollektivbesitz afrokolumbianischer und indigener Gemeinschaften. Das entspricht einer Fläche von sieben Millionen Hektar, entsprechend kartografischem Material des Instituto Geográfico Augustín Codazzi (IGAC) von Oktober 2015 und der Regionalen Koordination des kolumbianischen Pazifikraums.

Trotz der gesetzlichen Regelung kommt es immer wieder zu Interessenskonflikten zwischen Unternehmen, Gemeinschaften und dem Staat, unter anderem, weil die Vorabkonsultation umgangen oder nicht transparent durchgeführt wird. Auch die hohe Präsenz von Militär, paramilitärischen Gruppen und der Guerilla behindert die Autonomie der Gemeinschaften. Es kommt zu illegalen Bergbauprojekten, Gewalt und Vertreibung.

Die Bewohner entlang des Flusses Naya fordern daher nun vom Staat Garantien, die es ihnen erlauben, in ihren Gebieten zu bleiben und diese nach ihren eigenen Vorstellungen zu bewirtschaften. Im Vordergrund stünden dabei die Erhaltung der Biodiversität und die Durchführung landwirtschaftlicher Projekte, welche das Wohlergehen der Menschen auf lange Sicht garantierten, erklärte der Rechtsvertreter des Gemeinschaftsrates, Rodrigo Castillo.