Während der Diktatur in Argentinen geraubtes Kind findet seine Mutter wieder

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Mario Bravo bei der Pressekonferenz mit den "Großmüttern der Plaza de Mayo"
Mario Bravo bei der Pressekonferenz mit den "Großmüttern der Plaza de Mayo"

Buenos Aires. Die Großmütter der Plaza de Mayo haben den während der Militärdiktatur entführten Mario Bravo mit seiner biologischen Mutter Sara wieder zusammengeführt.

Die Organisation hat es sich zum Ziel gemacht haben, Kinder, die während der Militärdiktatur zur Zwangsadoption frei gegeben wurden, aufzufinden. Mario Bravo, der "Enkel Nr. 119" genannt wurde, war im Jahr 1975 seiner Mutter geraubt worden. Sie wurde auf dem Rückweg von ihrer Arbeit an der Tür ihrer Wohnung von der Polizei abgefangen. Während ihrer Inhaftierung in Villa Urquiza gebar sie Mario, der ihr sofort weggenommen wurde. "Ich habe deine Schreie gehört, dann haben sie mir eine Kapuze übergezogen und ich habe dich nicht mehr gesehen", sagte die 59-jährige am 1. Dezember bei dem Wiedersehen mit ihrem Sohn nach 38 Jahren. Sie wurde im November 1976 frei gelassen.

Im Jahr 2004 setzte sie sich mit dem Sekretariat für Menschenrechte in Verbindung und reichte eine Blutprobe bei der nationalen genetischen Datenbank ein, in der Hoffnung, dadurch ihrem Sohn wiederzufinden. Mario Bravo war zu dem Zeitpunkt bereits zehn Jahre lang auf der Suche nach seiner Mutter und ließ sich im August dieses Jahres ebenfalls in der genetischen Datenbank registrieren.

Bravo wuchs bei einer anderen Familie auf. "Ihre erste Tochter war sechs Monate, bevor sie mich zu ihnen brachten, gestorben. Ich war wie ein Geschenk für sie", berichtete er. Bravo hat nie mit seinen mittlerweile verstorbenen Zieheltern darüber gesprochen, doch er hegte lange den Verdacht, dass diese nicht seine richtigen Eltern waren. Am 19. November bekam er Bescheid, dass man seine biologische Mutter gefunden hatte. Bravo hatte nicht erwartet, dass sie noch am Leben sei. Er lebt heute in Las Rosas in der Provinz Santa Fe und hat selbst Kinder. "Jetzt habe ich plötzlich sechs Brüder und Schwestern und so viele Neffen. Damit wird Weihnachten sehr teuer", scherzte Bravo.

Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mindestens 30.000 Menschen ermordet oder verschwanden nach ihrer Entführung durch Polizei und Militär. Mindestens 500 Babys von in Gefangenschaft befindlichen Regimegegnerinnen wurden systematisch geraubt und meist an Angehörige der Sicherheitskräfte übergeben.