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Kuba und Frankreich stärken Beziehungen

Rául Castro absolviert zweitägigen Staatsbesuch. Präsident Hollande fordert Ende der US-Blockade. Zahlreiche bilaterale Verträge unterzeichnet

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Castro auf Staatsbesuch bei seinem Amtskollegen in Frankreich
Castro auf Staatsbesuch bei seinem Amtskollegen in Frankreich

Paris. Der Präsident des kubanischen Staats- und Ministerrates, Raúl Castro, ist bei seinem Staatsbesuch in Frankreich und zugleich ersten in der Europäischen Union betont freundschaftlich empfangen worden. Sein französischer Amtskollege François Hollande forderte die USA auf, die Wirtschaftsblockade gegen die Karibikinsel zu beenden, nicht zuletzt auch aufgrund eigener wirtschaftlicher Interessen.

"Frankreich war trotz der internationalen Spannungen, die es in der Zeit des Kalten Krieges gegeben hat, immer von der Notwendigkeit einer Aufhebung des Embargos und damit der Beendigung der Blockade gegen Kuba überzeugt", betonte Hollande beim Empfang Castros im Élysée-Palast und erinnerte daran, dass Frankreich seit 1992 in der UNO gegen die US-Blockade gestimmt hat.

Castro bedankte sich in seiner Rede für die "warmherzige Aufnahme". Die Gespräche hätten in einer herzlichen Atmosphäre stattgefunden und seien von gegenseitigem Respekt geprägt gewesen. Er bekräftigte den Willen Kubas, die bilateralen Beziehungen auf allen Ebenen auszuweiten

Nach den offiziellen Gesprächen und dem anschließenden privaten Gedankenaustausch der beiden Präsidenten wurden zahlreiche bilaterale Verträge unterzeichnet. Der für Kuba wohl wichtigste Punkt war die Umwandlung kubanischer Schulden gegenüber Frankreich in Aktiva für einen gemeinsamen Entwicklungsfonds, der mit 212 Millionen Euro ausgestattet ist. Der kubanische Präsident begrüßte den von der französischen Regierung ausgesprochenen Willen, Kuba bei seinen Plänen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zu begleiten und sich aktiv daran zu beteiligen. Bisher sind bereits etwa 30 französische Unternehmen wie die Hotelgruppe Accor oder die Fluggesellschaft Air France auf der Insel tätig. Der Wein- und Spirituosen-Konzern Pernod Ricard organisiert den internationalen Vertrieb des kubanischen Rums Havana Club.

Am zweiten Tag seines Besuches in Frankreich stand ein ebenso umfangreiches Programm auf Castros Tagesordnung, darunter Treffen mit Irina Bokowa, Generaldirektorin der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco), mit den Präsidenten der Nationalversammlung, Claude Bartolone, und des Senats, Gerard Larcher, der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sowie mit Premierminister Manuel Valls.

Die weithin als historisch bezeichnete Reise von Raúl Castro war der erste offizielle Staatsbesuch in Frankreich, den ein kubanischer Präsident jemals  absolviert hatte. Revolutionsführer Fidel Casteo war 1995 auf Einladung der Unesco zu Besuch in Paris und wurde vom damaligen Präsidenten François Mitterrand wie ein Staatsgast empfangen, es handelte sich jedoch nicht um einen "offiziellen Staatsbesuch".

Die Reise des kubanischen Präsidenten wurde auch von der Kuba-Solidaritätsbewegung intensiv begleitet. Mehrfach hatten sich bei den Auftritten Raúl Castros mit Fahnen geschmückte Kubafreunde versammelt, die mit "Viva!"-Rufen Raúl, Fidel und die Revolution hochleben ließen.