Landesweiter Streik und Demonstrationen gegen Santos in Kolumbien

paro_17.jpg

In Bogotá nahmen mindestens 15.000 Menschen an verschiedenen Protesten teil
In Bogotá nahmen mindestens 15.000 Menschen an verschiedenen Protesten teil

Bogotá. Trotz starker Regenfälle sind am 17. März in Kolumbien über zwei Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um gegen dei Regierung von Präsident Juan Manuel Santos zu demonstrieren. Aufgerufen zu einem Streik und Demonstrationen hatten fast alle Strömungen der Linken.

Alleine in Bogotá gab es über 15 Kundgebungen, acht Demonstrationen und drei große Straßenblockaden. Insgesamt waren in der Hauptstadt nach offiziellen Angaben über 15.000 Protestierende unterwegs. In einem Demonstrationszug vom Centro de Memoria zum zentralen Platz waren auch linke Prominente wie der Senator Iván Cepeda, der ehemalige Bürgermeister Gustavo Petro und die ehemalige Senatorin Piedad Córdoba anwesend.

Ab neun Uhr morgens waren auch in den Metropolen Medellín und Cali jeweils mehrere tausend Menschen auf den Demonstrationen. In Cali hatten Bauern bereits um acht Uhr Straßenblockaden errichtet. In kleineren Städten wie Tunja, Buga, Villavicencio und Cúcuta haben sich tausende Menschen der öffentlichen Kritik an der Regierung angeschlossen. Auch auf den Landstraßen und in den Dörfern des Landes gab es zahlreiche Aktionen.

Die modernen Schnellbussysteme in Bogotá und weiteren Städten wurde zeitweise blockiert. Unterricht in Schulen und Universitäten ist ausgefallen, da die Lehrer- und Professorengewerkschaften demonstrierten. Viele Menschen legten die Arbeit für diesen Tag nieder, nachdem bereits am Vortag überall im Land Gewerkschaftsmitglieder in Streiks getreten waren.

Es gab eine starke Beteiligung von Schülern, Studenten, SENA-Mitgliedern, Lehrern, Professoren und Taxifahrern. In einer Stellungnahme der Gewerkschaften heißt es, dass der Streik es seit langem wieder geschafft habe, die "traditionellen" sozialen Bewegungen wie Gewerkschaften, Bauern, Indigene, Afros, Studenten und Straßenverkäufer mit den neu aufkommenden Bewegungen wie Umweltschützern, Nutzern der öffentlichen Verkehrsmittel und Lesben-Gay-Bisexuell-Trans (LGBTI) zu verbinden.

Dies schlug sich auch in den Themen der Proteste wieder. Es wurde an vielen Orten Gerechtigkeit für Verbrechen des Staates gefordert, in Bogota wurde vermehrt auf die Ermordung des Menschenrechtsaktivisten Carlos Pedraza Anfang vergangenen Jahres hingewiesen. Auch die laufenden Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und der Farc-Guerilla in Havanna wurden thematisiert und die Beteiligung der Zivilbevölkerung sowie Sicherheitsgarantien gefordert. Weiterhin wiesen die Demonstranten auf das Scheitern der Verhandlungen zum Mindestlohn hin, kritisierten den Verkauf des staatlichen Energiekonzerns ISAGEN und forderten schnelle Verbesserungen im Gesundheitssystem. Nach Angaben der Ombudsstelle für Menschenrechte sehen derzeit 73 Prozent der Menschen in Kolumbien die Politik der Regierung Juan Manuel Santos kritisch.

Die Erwartungen an diesen Streik waren hoch, erst am Vortag wurde von der CGT die Beteiligung von jedem 16. Kolumbianer angekündigt, also von 2,5 Millionen Menschen in einem Land mit 40 Millionen Einwohnern. Damit bleibt der Streik allerdings hinter den Zahlen aus den letzten Jahren zurück. 2011 und 2013 hatte es wochenlange Proteste mit großer Beteiligung gegeben. Der Streiktag wurde ebenfalls von im Exil lebenden Kolumbianern unterstützt.

In den Wochen vor den Aktionen wurde landesweit eine starke Zunahme paramilitärischer Aktivitäten beobachtet, darunter Morde und Morddrohungen von Paramilitärs.