Kolumbien / Politik

Kolumbianische Ex-Senatorin Córdoba von Bewaffneten bedroht

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Die Friedensaktivistin Piedad Córdoba
Die Friedensaktivistin Piedad Córdoba

Quibdó, Kolumbien. Die frühere Senatorin und international bekannte kolumbianische Friedensaktivistin Piedad Córdoba ist nach eigenen Angaben am Freitag im nordöstlichen Departamento Chocó knapp einem Mordanschlag entkommen.

Córdoba berichtete, dass sie nur durch die schnelle Reaktion ihrer Begleitschützer unverletzt entkommen konnte. Beim Verlassen eines Hotels im Zentrum von Quibdó, der Hauptstadt des Chocó, habe sie einen Mann bemerkt, der hinter einem Pfosten hervorkam, eine Waffe zog und auf sie richtete. Weitere Männer auf Motorrädern seien in seiner Nähe gewesen. Gedeckt von ihren Begleitern sei sie mit ihnen zusammen davongerannt und habe die Polizei verständigt.

Die Stadt werde von Paramilitärs besetzt, sagte die Aktivistin gegenüber dem Sender Q Radio de Chocó. Das Departamento gilt als Hochburg der paramilitärischen Truppe Clan Úsuga, die seit einigen Tagen einen sogenannten bewaffneten Streik durchführt, Straßen sperrt, Fahrzeuge anzündet und die Bevölkerung bedroht. Obwohl Menschenrechtsorganisationen seit September 2015 ihren Aufmarsch in der Region anprangern, haben die Behörden bislang nichts dagegen unternommen.

Politische Gruppen und Menschenrechtsaktivisten aus ganz Lateinamerika verurteilten in Mitteilungen in den sozialen Netzwerken den versuchten Anschlag. Senator Iván Cepeda vom linksgerichteten Polo Democrático schrieb, dies sei "die verzweifelte bewaffnete Rechte, die den Friedensprozess nicht aufhalten kann." Nach Einschätzung des Nachrichtenportals Prensa Rural zielten "die Feinde des Friedens" darauf ab, ein "Umfeld von Unregierbarkeit" zu erzeugen. Präsident Juan Manuel Santos müsse sich wirklich für den Frieden engagieren und die paramilitärischen Strukturen beseitigen.

Der Generalstaatsanwalt des Landes, Alejandro Ordóñez, verurteilte "den versuchten Angriff gegen Piedad Córdoba". Er wies die zuständigen Behörden an, den Vorfall zu untersuchen. Präsident Santos versicherte Córdoba in einem Telefonat, seine Regierung werde den Vorfall und die Situation in Quibdó aufklären.

Piedad Córdoba, die Mitbegründerin der "Bewegung Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden" wird seit Jahren immer wieder mit dem Tod bedroht. Sie war von 1994 bis 2010 Senatorin und wurde international durch ihren Einsatz für eine politische Lösung des bewaffneten internen Konflikts bekannt. Córdoba wurde des Amtes enthoben, nachdem sie der Zusammenarbeit mit den Revolutionären Streitkräfen Kolumbiens (Farc) beschuldigt worden war. Sie hatte unter anderem eine Vermittlerrolle bei Freilassungen von Gefangenen der Farc und traf sich in der Sache mit dem damaligen Präsidenten von Venezuela, Hugo Chávez und Farc-Kommandant Iván Márquez. Letzterer ist heute Sprecher der Friedensdelegation der Guerilla in Havanna.

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