Mexiko / Menschenrechte

Neues Gutachten von Mexikos Regierung im Fall Iguala in der Kritik

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Keine "Historische Wahrheit", symbolische Besetzung der PGR-Gebäude
Keine "Historische Wahrheit", symbolische Besetzung der PGR-Gebäude

Mexiko-Stadt. Die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft (PGR) hat bei einer Pressekonferenz ihr drittes Gutachten über das mutmaßliche Verbrennen der 43 Lehramtsstudenten in der Müllkippe von Cocula präsentiert. Experten stellten in diesem Gutachten ersthafte Unstimmigkeiten fest. Die jungen Männer aus Ayotzinapa waren im September 2014 von Polizisten verschleppt worden und sind seitdem verschwunden.

Die argentinische Gruppe für forensische Anthropologie (EAAF) und die Expertengruppe (GIEI) der Interamerikanischen Menschenrechtskommission, die an der Aufklärung des Falles arbeiten, werfen der mexikanischen Regierung vor, die Geheimhaltung missachtet zu haben und stellen die Ergebnisse der PGR infrage.

Bei einer Pressekonferenz präsentierten Dr. Ricardo Damián Torres, der sich als Vertreter der GIEI vorstellte, und Staatsanwalt Dr. Eber Betanzos die Vorergebnisse der sechswöchigen Ermittlungen. Demnach sollen in der Müllkippe von Cucula in Guerrero 17 menschliche Körper verbrannt worden sein. "Es gib genügend und sogar sofort sichtbare Beweise dafür, dass es dort ein großes Feuer gab und dass mindestens 17 Erwachsene verbrannt wurden", so Betanzos. Dies hätten die sechs Gutachter an Hand menschlicher Überreste, die bereits 2015 vor Ort gesammelt wurden, feststellen können. Was die Menge an Brennstoff angeht, die für das Feuer verwendet worden sein soll, beruft sich die PGR auf Aussagen der mutmaßlichen Täter.

Am selben Tag veröffentlichten die GIEI und das argentinische Team ihre Stellungnahmen dazu.

Die PGR habe gegen das mit der GIEI im Februar unterschriebene Abkommen verstoßen, laut dem die Gutachter auf Basis ernsthafter Ermittlungen eine strenge Geheimhaltung gewährleisten müssen. Alle Entscheidungen über die Durchführung der Ermittlungen und deren öffentlichen Bekanntmachung werden nur mit der Einwilligung aller Beteiligten getroffen, so die GIEI in ihrem Kommuniqué. "Des weiteren wurde festgelegt, dass kein einzelner Gutachter im Namen aller Beteiligten an die Öffentlichkeit treten wird. Das öffentliche Auftreten von Dr. Torres in unserem Name, ohne dass wir vorher darüber informiert wurden, war eine einseitige Entscheidung der PGR. Wir verstehen dies als Bruch des Abkommens", die Kommissionsmitglieder.

Das Team der EAAF kritisierte, dass das dritte Gutachten weder präzise Informationen über den genauen Zeitraum des Feuers liefere, noch über den Ort, wo die menschlichen Überreste entdeckt worden sein sollen. "Es gibt keinen eindeutigen Hinweis darauf, dass die menschlichen Reste auf der Müllkippe von Cocula gefunden wurden".

Die Eltern der Lehramtsstudenten gaben bekannt, dass sie sich in den nächsten Tagen mit der GIEI treffen werden. Sie betonten, die Haltung der Staatsanwaltschaft sei ein klares Zeichen dafür, dass die Regierung den Fall so schnell wie möglich abschließen wolle.

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