Chile / Politik

Journalistenverband in Chile fordert Verfahren gegen Medienmagnat

Besitzer von El Mercurio soll wegen Putsch-Vorbereitung vor Gericht. Aufklärung der Verantwortung von Medienunternehmen während der Diktatur angemahnt

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Angehörige von Diktaturopfern und Vertreter des Journalistenverbandes bei der Pressekonferenz
Angehörige von Diktaturopfern und Vertreter des Journalistenverbandes bei der Pressekonferenz

Santiago de Chile. In Chile haben Menschenrechtsaktivisten gemeinsam mit dem Journalistenverband den Obersten Gerichtshof aufgefordert, gegen den Inhaber des Medienunternehmens "El Mercurio", Agustín Edwards, Anklage zu erheben. Edwards soll durch seine Funktion als Medienmogul bewaffnete Unruhen und Proteste unterstützt haben, die 1973 zum Putsch gegen die sozialistische Regierung von Präsident Salvador Allende geführt haben. Auch habe er dazu beigetragen, Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur zu verschleiern.

Die Vorsitzende der Vereinigung der Angehörigen von verhafteten Verschwundenen (AFDD), Lorena Pizarro, stellte fest, dass es angesichts des belastenden Beweismaterials nicht hinnehmbar sei, dass Edwards Verbindungen zum US-amerikanischen Geheimdienst CIA weiterhin straflos bleiben und die Justiz keine Anklage gegen die zivilen Verantwortlichen der Diktatur erhebe. "Wenn man sich die terroristische Vorgeschichte des Herrn Edwards anschaut, ist es einfach nicht vertretbar, dass er weiterhin Straflosigkeit genießt. Wir denken, dass es an der Zeit ist, dass die Justiz jetzt damit beginnt, die gerichtliche Verfolgung derjenigen voranzutreiben, die als Zivilpersonen für so viel Schmerz und so viele Verbrechen Verantwortung tragen", sagte Pizarro bei der gemeinsamen Pressekonferenz.

Die Vorsitzende des Journalistenverbandes, Javiera Olivares, fügte hinzu, dass sich die Berufsorganisation für einen verantwortungsvollen und ethischen Journalismus einsetze und eine Aufklärung der Verantwortung des Medienunternehmens im Zusammenhang mit dem Putsch gegen die Regierung Allende fordert. "Wir sind bereit, eine politische Entscheidung zu treffen, um die Schuldigen am Aufruhr und die Beteiligten am Staatsstreich zu verfolgen", so Oliveras.

Rechtsanwalt Eduardo Contreras wies seinerseits darauf hin, dass in verschiedenen inzwischen freigegebenen Dokumenten der CIA wie auch des Church-Berichts, der 1975 im Rahmen eines Sonderausschusses im US-Senat über die Rolle des Geheimdienstes in der Außenpolitik der USA erstellt wurde, Edwards' Verbrechen offengelegt werden. Der Antrag auf Strafverfolgung umfasse bereits Tausende von Seiten und man sei inzwischen weiter vorangekommen. Jetzt müsse Anklage gegen Edwards erhoben werden, forderte der Rechtsanwalt. "Er traf sich mit der CIA und Henry Kissinger, er hat Geld bekommen und es gibt weitere Beweise, die seine Verbrechen belegen", betonte er. Der Fall sei daher "glasklar".

Bereits in den sechziger Jahren sollen das Medienunternehmen und andere Institutionen und Akteure vom US-Geheimdienst unterstützt worden sein, um ein Erstarken linker Kräfte in Chile zu verhindern. Zwischen 1971 und 1972 soll El Mercurio schließlich weitere zehn Millionen Dollar vom US-Geheimdienst erhalten haben.

Edwards war im April 2015 aus dem Journalistenverband ausgeschlossen worden. Zu Begründung hieß es, er habe als Kollaborateur des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA zur Destabilisierung der Allende-Regierung und zur Verschleierung von Menschenrechtsverletzungen unter der Diktatur von 1973 bis 1990 beigetragen. Damit habe er gegen die ethischen Grundsätze der Journalistenvereinigung verstoßen.

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