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Kontroverse um Bergbauprojekt in Venezuela

Regierung will dank Bergbau zusätzliche Einnahmen generieren. Öffentlicher Aufruf fordert Projektstopp. Geteilte Meinungen in der indigenen Bevölkerung

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Infografik der Regierung von Venezuela zum "Arco Minero"
Infografik der Regierung von Venezuela zum "Arco Minero"

Caracas. In Venezuela regt sich Widerstand gegen ein geplantes Bergbauprojekt im Orinoco-Gebiet. In der als "Minen-Bogen" (Arco Minero) bezeichneten "strategischen Entwicklungszone" im Bundesstaat Bolívar will die sozialistische Regierung von Präsident Nicolas Maduro die Förderung von Bodenschätzen intensivieren. Sie umfasst knapp 112.000 Quadratkilometer und ist insbesondere reich an Gold, Coltan, Eisen, Bauxit und Diamanten. Durch die Einnahmen aus der Förderung soll ein Teil der wegen des tiefen Ölpreises gesunkenen Staatseinnahmen kompensiert und die Diversifizierung der Wirtschaft gefördert werden.

Anfang April hatte Venezuelas Vizepräsident für Soziale Angelegenheiten, Jorge Arreaza, gemeinsam mit Vertretern indigener Gemeinschaften den "Plan Arco Minero del Orinoco" offiziell lanciert. Die Förderung von Bodenschätzen soll laut Arreaza unter der Kontrolle von Venezuelas Regierung und im Einklang mit sozialen und ökologischen Standards geschehen. "Wir werden euch keinen Plan für eure Gebiete aufzwingen. Hier werden keine transnationalen Konzerne einfallen. Ihr selbst werdet den Plan zur Entwicklung des Arco Minero gemeinsam mit den Behörden umsetzen", sagte Arreaza zu den Indigenen-Vertretern.

Verschiedene indigene Gemeinschaften haben denn auch ihre Unterstützung für das Projekt bekundet. Der Sprecher der in der Region beheimateten Mapoyo-Gemeinschaft, Juan Bastidas, sagte der Nachrichtenagentur AVN, die Indigenen würden "als Akteure und Protagonisten" in den Planungsprozess einbezogen.

Trotzdem regt sich nun Widerstand gegen die Pläne der Regierung. Ein Aufruf, der den sofortigen Stopp des Projekts fordert, wurde von zahlreichen Wissenschaftlern, Künstlerinnen und Künstlern, Intellektuellen und Vertretern sozialer Bewegungen unterzeichnet. Sie befürchten, dass mit den Projekt eine "Liberalisierung und Deregulierung" einhergeht, die transnationalen Konzernen Tür und Tor für Großprojekte in strategisch wichtigen Landstrichen öffenen könnten. Zudem warnen sie vor den verheerenden ökologischen Folgen von Bergbauprojekten unter freiem Himmel. "Bei bisherigen Förderprojekten dieses Typs gibt es keinen Fall, wo nicht schwere, irreversible Umweltschäden auftraten", heißt es in dem Aufruf. Durch die geplanten Erschließungen neuer Gebiete für den Bergbau würden zudem mehrere indigene Völker in ihrem Lebensraum schwer beeinträchtigt.

Der "Plan Arco Minero" wird in dem Dokument zugespitzt als "Ökozid und Ethnozid" beschrieben. Die Unterzeichnenden verlangen den Stopp des Projektes und die strenge Einhaltung des Bergbau-Verbots in indigenen Gebieten. Auf die sozio-ökonomische Argumentation der Regierung, wonach die Einnahmen aus solchen Projekten die Aufrechterhaltung der umfangreichen Sozialleistungen in Venezuela ermöglichen und für den Aufbau einer produktiven Wirtschaft eingesetzt werden sollen, gehen die Autoren des Aufrufs nicht ein.

Unter den Unterzeichnenden sind neben bekannten Regierungsgegnern auch mehrere Persönlichkeiten, die der "Bolivarischen Revolution" nahestehen, etwa die ehemalige Umweltministerin Ana Elisa Osorio oder die Linksgruppierung Marea Socialista sowie zahlreiche Professorinnen und Forscher verschiedener Universitäten. Bis zum 25. April sind 900 Unterschriften aus Venezuela und 80 aus anderen Ländern zusammengekommen.

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