Paramilitärs in Kolumbien haben 400 Menschen im Gefängnis La Modelo getötet

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Auf dem Gelände des Gefängnisses La Modelo wird die Suche nach Verschwundenen fortgesetzt
Auf dem Gelände des Gefängnisses La Modelo wird die Suche nach Verschwundenen fortgesetzt

Bogotá. Nach neuen Erkenntnissen der Generalstaatsanwaltschaft sind im Gefängnis La Modelo der kolumbianischen Hauptstadt zwischen 1999 und 2001 mit hoher Wahrscheinlichkeit 400 Menschen verschwunden gelassen und getötet worden. Dies geht aus dem jetzt vorgelegten vorläufigen Bericht des Leiters der Untersuchungsabteilung der Behörde, Julián Quintana, hervor. Zu Beginn der Untersuchungen im Februar dieses Jahres war die Justiz noch von 100 Ermordeten ausgegangen.

"Wir haben bei der Ermittlung einige handfeste Beweise gefunden, die sich auf 400 verschwundene und möglicherweise getötete Personen beziehen," sagte Quintana gegenüber der Presse. Unter anderem habe man Videos, Fotografien und Gesundheitsakten sowie Unterlagen entdeckt, in denen der Aufenthalt von Personen in La Modelo registriert worden ist, die heute verschwunden sind. Unter ihnen seien sowohl Gefangene als auch Besucher. Verantwortlich für das Verschwindenlassen und die Morde sind nach seinen Angaben inhaftierte Ex-Mitglieder der paramilitärischen "Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens" (AUC). In einigen Fällen hätten sie ihre Opfer zerstückelt und in die Kanalisation geworfen. "Dies war ein systematisches Vorgehen seitens der AUC in dem Sinne, dass sie die Ermordung sowohl eigener Mitglieder als auch von Guerilleros im Gefängnis anordneten", führte der Jurist aus. Nun werde untersucht, ob und wie die Gefängnisbehörde Inpec in diese Verbrechen verwickelt war.

Menschenrechtsorganisationen wie das Gefangenen-Solidaritätskomittee (CSPP) und das Bündnis für eine würdige Behandlung der politischen Gefangenen "Langes Leben der Schmetterlinge" hatten in der Vergangenheit immer wieder den Verdacht geäußert, dass in La Modelo Menschen verschwinden. Im Februar dieses Jahres mussten die Behörden schließlich Ermittlungen aufnehmen, nachdem demobilisierte Paramilitärs ausgesagt hatten, dass dort zwischen 1999 und 2001 über 100 Menschen verschwinden gelassen wurden. Diese Taten seien den Gefängnisbeamten sowie der Aufsichtsbehörde Inpec bekannt gewesen.

Bei ersten Durchsuchungen wurden zahlreiche Leichenteile in der Kanalisation des Gefängnisses gefunden. Unter den Toten wurden nicht nur Inhaftierte, sondern auch Besucher identifiziert. Gegenüber amerika21 sagten Mitglieder des CSPP damals aus, dass es bei der Registrierung von Besuchern absichtliche Unregelmäßigkeiten gegeben habe. Beispielsweise sei der Eintritt in das Gefängnis nicht korrekt dokumentiert und damit die Möglichkeit geschaffen worden, Menschen verschwinden zu lassen.

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