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Neue territoriale Spannungen zwischen Chile und Bolivien

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Boliviens Außenminister David Choquehuanca umringt von Medienvertretern bei seinem Besuch in Chile
Boliviens Außenminister David Choquehuanca umringt von Medienvertretern bei seinem Besuch in Chile

La Paz/Santiago de Chile. Die Streitigkeiten zwischen Bolivien und Chile um einen souveränen Meereszugang Boliviens kochen derzeit wieder hoch. Nachdem der Außenminister Boliviens, David Choquehuanca, eine als privat deklarierte Reise in Begleitung von Parlamentariern und Medienvertretern in chilenische Häfen unternahm, ohne genauere Reisedetails an die chilenischen Behörden weiterzugeben, beschloss die Regierung Chiles, die diplomatischen Visa bolivianischer Amtsträger nicht länger anzuerkennen.

Boliviens Wirtschaft ist wie auch die chilenische stark vom Rohstoffabbau geprägt, für den sowohl die Wasserversorgung als auch Transportwege für den Export bedeutend sind. Heute verläuft der wichtigste Weg für Exporte Boliviens von der Grenze bis zum Pazifik durch chilenisches Territorium. Wegen der Instandhaltung der Transportwege auf chilenischer Seite sowie der Abfertigung bolivianischer Waren an der Grenze und in den Häfen gibt es immer wieder Konflikte.

Jüngst beschwerten sich Transportunternehmen über Diskriminierungen im Norden Chiles, sobald sie mit bolivianischen Produkten beladen waren. Aufgrund der in den letzten Jahren rapide wachsenden Exporte Boliviens spitzen sich derartige Problematiken zu.

Die Konflikte zwischen Bolivien, Peru und Chile um die Grenzregion der drei Länder haben eine lange Vorgeschichte. Mit dem Salpeterkrieg am Ende des 19. Jahrhunderts brachte Chile die beiden Länder um einen Teil ihres Hoheitsgebietes und Bolivien zudem um seinen Meereszugang. In die periodisch immer wieder auflebenden Konflikte wurde bereits der Internationale Gerichtshof (IGH) eingeschaltet. Dieser konnte den Streit zwischen Chile und Peru um die pazifische Seegrenze im Jahre 2014 durch einen Schiedsspruch lösen.

Hinsichtlich der Spannungen zwischen Chile und Bolivien ist allerdings keine Einigung in Sicht. Der 1904 zwischen den beiden Ländern geschlossene Friedensvertrag legte Bolivien zunächst als Binnenland ohne souveränen Meereszugang fest, sicherte jedoch Verhandlungen über einen Zugang zum Pazifik zu. Diese verliefen im Anschluss ergebnislos.

Vergangene Woche reichte Chile eine Denkschrift beim IGH ein, mit der Chiles Außenminister Heraldo Muñoz sich der Aufforderungen erwehrt, einen Meereszugang überhaupt verhandeln zu müssen. Außer diesem Thema muss sich der IGH auch mit den Streitigkeiten der beiden Länder um die Wasserrechte in Bezug auf den Fluss Silala befassen. Zu Spannungen tragen zudem chilenische Militärstützpunkte im Grenzgebiet bei.

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