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Olympische Spiele: 30.000 demonstrieren gegen Regierung in Brasilien

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In Copacabana warfen 30.000 Menschen der neuen Regierung einen Putsch vor
In Copacabana warfen 30.000 Menschen der neuen Regierung einen Putsch vor

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Ein Panzer an einer der Verkehrsadern in Rio de Janeiro am Abend des Beginns von Olympia.
Ein Panzer an einer der Verkehrsadern in Rio de Janeiro am Abend des Beginns von Olympia.

Rio de Janeiro. Die Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro wurde von vielfältigen Protesten begleitet. Am Strand von Copacabana demonstrierten insgesamt 30.000 Menschen gegen die Interimsregierung von Michel Temer und die Ausrichtung teurer Spiele in einem Land mit sinkenden Sozialausgaben. Die Demonstranten forderten das Ende des laufenden Amtsenthebungsverfahrens gegen die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff und die Rückkehr der suspendierten Politikerin ins Amt. Zu der Demonstration hatte das Bündnis "Povo Sem Medo" (Volk ohne Angst) aufgerufen, dem 27 Organisationen angehören. Noch am vergangenen Sonntag hatten hier etwa 6.000 Menschen für die Fortführung des Amtsenthebungsverfahrens demonstriert.

Erst am Donnerstag segnete der Sonderausschuss im Senat nach einer hitzigen Debatte zwischen Gegnern und Anhängern Rousseffs mit 14 zu fünf Stimmen einen Bericht über Verfehlungen Rousseffs im Amt ab und empfahl damit deren Absetzung. Im nächsten Schritt wird der gesamte Senat am kommenden Dienstag über die Zukunft der linksgerichteten Politikerin entscheiden. Spricht sich eine einfache Mehrheit der 81 Senatoren für die Amtsenthebung aus, wird es Ende August zu einem Urteil kommen.

Am Nachmittag versuchten die Teilnehmer einer weiteren Demonstration unter dem Motto "Os Jogos da Exclusão" (Spiele der Ausgrenzung) zum Maracanã-Stadion zu gelangen, wo wenig später die Eröffnung der Olympischen Spiele stattfinden sollte. Nach Ende der Demonstration auf einem belebten Platz im Stadtteil Tijuca kam es zu einem massiven Tränengaseinsatz. Vor allem Kinder auf einem Spielplatz waren betroffen, Passanten wurden ohnmächtig.

Die Spaltung des Landes zeigte sich auch im Stadion. Bei der offiziellen Eröffnung der Spiele erhielt De-facto-Präsident Michel Temer Buhrufe und Applaus. Aufsehen erregte, dass Temer bei der Zeremonie nicht genannt wurde. Wie es heißt, hatte er ursprünglich selbst darum gebeten, nicht namentlich erwähnt zu werden. Dadurch wollte Temer wohl Buhrufe vermeiden, obwohl er zuletzt angekündigt hatte, auf Pfiffe vorbereitet zu sein.

Ansonsten zeigte sich die Stadt außergewöhnlich ruhig. Bereits am Donnerstag und am Tag der Eröffnungsfeier hatte Bürgermeister Eduardo Paes per Dekret den öffentlichen Angestellten frei gegeben. Ziel sei es gewesen den Verkehr zu reduzieren. Er wolle keine Staus, wenn das olympische Feuer durch die Stadt getragen und die (Ehren-)Gäste zur Zeremonie ins Maracanã-Stadion gefahren werden, so Paes. Leere Straßen waren aber auch bewusster Teil eines Sicherheitskonzeptes. Vielerorts patrouillierten Militärs in der Stadt. In der Umgebung des Stadions und im Zentrum waren Panzer aufgefahren. Schwerbewaffnete Soldaten kontrollierten den Verkehr und Metro-Stationen.

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