Politische Morde und Gewalt: Paramilitärs in Kolumbien wieder aktiver

kolumbien_paramilitaer_paramilitarismus_gewalt_frieden_farc_indigene.jpg

Trotz der Festnahme und Auslieferung von paramilitärischen Anführern an die USA – hier Salvatore Mancuso – haben sich die Banden in Kolumbien neu organisiert
Trotz der Festnahme und Auslieferung von paramilitärischen Anführern an die USA – hier Salvatore Mancuso – haben sich die Banden in Kolumbien neu organisiert

Bogotá. In Kolumbien nehmen parallel zum laufenden Friedensprozesses zwischen der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos und der Guerillaorganisation Farc Morde und Bedrohung durch rechtsgerichtete paramilitärische Gruppen zu. In den frühen Morgenstunden des 26. August beschossen zwei Motorradfahrer ein Taxi und ermordeten den führenden indigenen Aktivisten der Awá-Volksgruppe, Camilo Roberto Taicus. Der 50-jährige befand sich auf dem Weg in seine Gemeinde Hojal la Turbia im Departamento Nariño.

Am frühen 29. August wurden drei Führungspersönlichkeiten lokaler Organisationen, Joel Meneses Nereo Meneses und Ariel Sotelo entführt und wenig später durch Gnadenschüsse getötet. Die Leichen wurden im Ort Monte Oscuro zwischen den Departamentos Bolívar y Almaguer aufgefunden.

Die Aktivisten setzten sich mit pazifistischen Mitteln wie Bildung, Netzwerkarbeit und gewaltfreiem Protest gegen die Vertreibung ihre Gemeinden durch Bergbau, Drogenhandel und Gewalt ein und waren Teil der lokalen Indigenen Bewegung.

Menschenrechtsorganisation beklagen bereits seit Beginn des Jahres die Zunahme der Gewalt in ganz Kolumbien an und sprechen von der Rückkehr des Paramilitarismus.

Die Opfer dieser Gewalt fordern die Aufklärung und Ahndung der Verbrechen, doch die staatlichen Behörden werden kaum aktiv. Aus Sicht der Regierung existiert seit der offiziellen Demobilisierung der Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) im Jahr 2006 kein Paramilitarismus mehr im Land. Die Taten der seit 2006 erstarkenden kriminellen Organisationen wie "Águilas Negras", "Urabeños" oder der "Clan Úsuga", die dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden und sich im Bereich der illegalen Wirtschaft bewegen, sprechen jedoch eine andere Sprache und zeigen, wie sich bekannte Muster fortsetzen.

Die aktuellen Menschrechtsverbrechen gegen Aktivisten und Gewerkschafter überschatten auch das Friedensabkommen zwischen der Farc und der kolumbianischen Regierung. Sie verdeutlichen, dass Gewalt und Straflosigkeit in Kolumbien weiterhin an der Tagesordnung sind und umfassende Maßnahmen gegen den Paramilitarismus sowie die juristische, soziale und kulturelle Aufarbeitung der Verbrechen weiterhin ausstehen.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link