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USA übergeben Chile Akten über Terrorakt 1976 in Washington

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Gedenkplakette für Orlando Letelier und Ronni Moffitt am Sheridan Circle in Washington

Washington. Die US-Regierung hat Akten des Auslandsgeheimdienstes CIA über ein Attentat auf den vormaligen Botschafter des südamerikanischen Landes in den USA, Orlando Letelier, im Jahr 1976 an die Präsidentin des südamerikanischen Landes, Michelle Bachelet, übergeben. Kopien der bislang geheimen CIA-Dokumente, darunter ein ausführlicher Bericht des US-Auslandsgeheimdienstes zu dem blutigen Akt, wurden Bachelet am vergangenen Freitag von der stellvertretenden US-Außenministerin Heather Higginbottom überreicht. Das Treffen fand am Sheridan Circle statt, dem Ort des Attentats von 1976. Dort erinnert eine kleine Plakette an den Fall, der enormes Aufsehen erregte: Erstmals war von einer ausländischen Macht ein Terrorakt in der US-Hauptstadt verübt worden, noch dazu an einem Diplomaten.

Den Berichten zufolge ist die CIA bereits im Jahr 1987 davon ausgegangen, dass der chilenische Diktator (1973-1990) Augusto Pinochet persönlich einen Bombenanschlag in der US-Hauptstadt Washington angeordnet hat, um Letelier zu ermorden. Er habe einen "Akt von Staatsterrorismus" in den Straßen von Washington befohlen, heißt es dem ehemaligen Geheimbericht, der nun freigegeben wurde. "Eine Überprüfung der Dateien über das Letelier-Attentat brachte überzeugende Beweise darüber zutage, dass Präsident Pinochet persönlich seinem Geheimdienstchef befahl, den Mord auszuführen", heißt es in dem Papier. Pinochet habe später "gemauert, um seine Mittäterschaft zu verheimlichen sowie seine Präsidentschaft zu schützen."

Der frühere Botschafter Chiles in den USA und eine Mitarbeiterin des Institute for Policy Studies, Ronni Moffitt, waren am 21. September 1976 in der US-Hauptstadt durch eine Autobombe getötet worden. Das Attentat geschah in der Nähe des Weißen Hauses. Pinochets Agenten hatten den Sprengsatz unter Leteliers Wagen angebracht und später detonieren lassen.

Von Seiten einiger Kräfte innerhalb der CIA und der Presse wurde zwar versucht, die Nachforschungen zu vereiteln und zu stören, aber die US-Bundespolizei FBI verfolgte alle Spuren. Im Jahre 1978 wurde mit Hilfe des US-Außenamtes die chilenische Seite unter Druck gesetzt, um den Bombenhersteller Michael Townley auszuliefern. Dieser gestand alles und machte auch Angaben zu den exilkubanischen Mittätern, von denen einige schließlich inhaftiert werden konnten. Um die Hintermänner ebenfalls zu finden und zu bestrafen, bedurfte es allerdings auch den Bemühungen der Familie und Freunde Leteliers sowie des Obersten Gerichts von Chile. Letztlich gelang nach der Amtsenthebung von Pinochet 1990 die Anklage gegen den chilenischen Geheimdienstchef sowie letztlich dessen Verurteilung. Dies führte zu jener Zeit in Chile zu weiteren Aufdeckungen zahlreicher anderer Verbrechen der Diktatur.

Im Januar 2015 hatte die Regierung Bachelet die Aushändigung der nun freigegebenen Dokumente an Chile gefordert. Peter Kornbluh, der das Archiv des Chile-Dokumentations-Projekts in Washington leitet, konstatierte, dass Unterlagen von Pinochets Geheimpolizei längst verschwunden seien, wie so viele seiner Opfer. "Die detaillierte Bewertung der CIA ist der überzeugendste Beweis, den wir wohl jemals vorliegen haben werden. Mit dieser Geste der Offenlegungsdiplomatie hat die Obama-Regierung endlich das fehlende Glied in der langen papiernen Kette von Beweismitteln vorlegen lassen, die eindeutig zu Pinochet führt."

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