Kuba / USA / Politik

US-Jugendprogramm in Kuba in der Kritik

NGO "World Learning" will künftige potentielle Führungsleute ausbilden. Schüler und Studierende in Kuba weisen "Manipulationsprogramm" zurück

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Studierende der Universidad de Oriente in Santiago de Cuba protestieren gegen "World Learning". Auf dem Transparent: "Versucht nicht, uns zu manipulieren"
Studierende der Universidad de Oriente in Santiago de Cuba protestieren gegen "World Learning". Auf dem Transparent: "Versucht nicht, uns zu manipulieren"

Havanna. In zahlreichen Bildungseinrichtungen in Kuba haben in den vergangenen Tagen Diskussionsveranstaltungen und Protestkundgebungen gegen das US-amerikanische "Sommer-Programm für junge Kubaner" stattgefunden. Mit ihm sollen Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren für einmonatige Trainingsprogramme in den USA beworben werden. Organisiert wird das Ganze von der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation (NGO) World Learning, die ein attraktives Angebot offeriert: sämtliche Kosten für Visa, Reise, Unterkünfte, Verpflegung, Spesen werden übernommen und es gibt sogar ein Taschengeld. Nach Angaben von World Learning möchten sie "künftige potentielle Führungsleute" heranziehen, ihre Fähigkeiten öffentlich zu reden und aufzutreten entwickeln sowie Zusammenarbeit im Team, Verhandlungsführung, Konsensbildung, Konfliktbeilegung, Verteidigung eigener Rechte und Problemlösung trainieren. Chef der NGO ist Donald Steinberg, ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter der Behörde des US-Außenministeriums für internationale Entwicklung (USAID).

Die vehemente Kritik daran in Kuba resultiert zum einen daraus, dass sich World Learning schon bei der Auswahl der kubanischen Stipendiaten über kubanische Gesetze hinwegsetzte. Denn dafür und zur Vorbereitung der jungen Leute auf ihr Training in den USA wurden aus Panama eigens vier ausländische "Experten" entsandt, die unter falschen Angaben und mit einem Touristenvisum in Kuba eingereist waren. Sie verstießen damit gegen die Aufenthaltsbestimmungen. Inzwischen steht fest, dass auch die US-Botschaft in Havanna für das Programm geworben hat.

Kernpunkt der Kritik ist, dass es wie zahlreiche andere US-Aktivitäten, die an junge Kubaner gerichtet waren und sind, von jenen Organisationen mitbetrieben wird, die schon frühere Subversions- und Umsturzprogramme durchgeführt haben  ‒ oder dies versuchten, wie mit dem Geheimprojekt eines Sozialen Netzwerkes namens ZunZuneo, das in Kuba "zu Dissens animieren" sollte. So stand World Learning ursprünglich dem Peace Corps der USA nahe und stellt eine Neuauflage der früheren Delphi International Group dar. Diese Organisation war in mehreren Destabilisierungsprogrammen involviert, mit denen der US-Auslandsgeheimdienst CIA und seine Unterstützungsorganisationen wie USAID und NED (National Endowment for Democracy) im Ausland agierten. Die Delphi International Group war in der Arbeitsteilung mit CIA, USAID und NED ein wichtiger, neutral auftretender Akteur, unter anderem in den 1980er Jahren, um im linksregierten Nikaragua "Demokratie zu fördern". Mehr als vierzig Programme der NGO wurden durch USAID finanziert. Der bekannte frühere CIA-Agent Philip Agee deckte auf, dass Lehrkräfte, die offiziell für World Learning arbeiteten, in Wirklichkeit für USAID, NED und CIA an subversiven Geheimplänen gegen die sozialistische Regierung in Venezuela im Einsatz waren.

Vor allem an Universitäten in Kuba begannen Kundgebungen und Unterschriftensammlungen gegen diese jüngste US-Aktion. Die Vorsitzende der kubanischen Studierendenorganisation FEU, Jennifer Bello, brachte die Kritik vor: "Wir haben es nicht nötig, dass einer kommt, um uns zu sagen, wie das Projekt des Landes aussehen soll, das wir für die Zukunft wollen und vor allem nicht, wenn diese Vorschläge aus dem Norden kommen, von wo aus man immer versucht hat uns die kapitalistische Kultur einzuflößen."

Auch bei der jüngsten, inzwischen vierten Zusammenkunft der bilateralen Kommission zwischen Kuba und den USA wurde das Trainingsprogramm  thematisiert. Aus dem kubanischen Außenministerium hieß es dazu, die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen sei eine Vereinbarung auf der Basis des Respekts vor der Souveränität, Unabhängigkeit und Gleichwertigkeit zwischen den Nationen gewesen. Es gebe offizielle Kanäle zur Durchführung aller Arten von Austausch. “Wir weisen zurück, dass die US-Botschaft solche Programme fördert, ohne Genehmigung und ohne unsere Regierung zu konsultieren, abseits von den Behörden und den dafür geschaffenen diplomatischen Kanälen”, betonte Gustavo Machín, Vizedirektor für die USA im kubanischen Außenministerium.

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