Minister aus Venezuela: Keine "Schocktherapie" gegen Wirtschaftskrise

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Keine Schocktherapie: Minister Faria
Keine Schocktherapie: Minister Faria

Berlin. Venezuelas Außenhandelsminister Jesús Faría hat den wirtschaftspolitischen Kurs seiner Regierung angesichts der Wirtschaftskrise des südamerikanischen Landes verteidigt. "Unser Ansatz ist, die Wirtschaft zu stabilisieren, ohne einen sozialen Kahlschlag zu provozieren", sagte der Politiker von der Vereinten Sozialistischen Partei (PSUV) im Gespräch mit amerika21. Seine Regierung wolle eine Schock-Therapie vermeiden. Die notwendige Stabilisierung solle schrittweise umgesetzt werden, "damit wir die Möglichkeit haben, parallel sozialpolitische Maßnahmen zu ergreifen, um die Konsequenzen zu mindern", sagte Faría. Einer dieser Schritte bestehe in der Anhebung des Mindestlohns, hinzu kämen Maßnahmen im Bildungs- und Gesundheitswesen, dem Wohnungsmarkt und Sport.

Venezuela wird derzeit von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einer Inflation von 700 Prozent bis zum Jahresende, die Wirtschaft soll um zehn Prozent schrumpfen. Diese Krise wirkt sich unmittelbar auch auf die Nahrungsmittelversorgung aus. Es kommt immer wieder zu Engpässen in der Versorgung  und die Bevölkerung leidet zunehmend unter dem Mangel. Die Wirtschaftskrise hat zugleich die innenpolitischen Spannungen zwischen der Regierung von Präsident Nicolás Maduro und der Opposition verschärft.

Im Gespräch mit amerika21 erkannte Faría die bestehenden Probleme mit der Ernährungssicherheit an. "Wir müssen dabei zeigen, dass eine sozialistische Regierung eine solche Krise anders bewältigt als dies unter Führung einer rechten politischen Kraft vonstatten gehen würde, die sich dem IWF und seiner neoliberalen Politik unterwerfen würde", sagte er. Wohin das führe, habe man in Lateinamerika in den 1980er Jahren gesehen und man sehe es derzeit in Europa, etwa in Griechenland.

Der Minister führte drei Gründe für die Krise in Venezuela an. Zum einen liege diese im Verfall der Erdölpreise begründet. "Wir haben in diesem Zusammenhang 75 Prozent unserer Deviseneinkünfte verloren. Das hat uns natürlich schwer getroffen, weil unsere Wirtschaft seit den siebziger Jahren in zunehmendem Maße auf Importe angewiesen ist", sagte er. Ein weiterer Faktor sei, was die Regierung in Venezuela als Wirtschaftskrieg bezeichnet. Faría sprach von einem "bisher nicht gekannten Angriff auf die Wirtschaft, um Venezuela politisch und sozial zu destabilisieren." Ein dritter Grund sei die strukturelle Krise des venezolanischen Wirtschaftsmodells, das seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf die Einkünfte aus dem Erdölgeschäft und auf wirtschaftlicher Abhängigkeit beruhe. Die Regierung plane für Anfang 2017 größere Reformmaßnahmen, kündigte der Politiker an, ohne weitere Details zu nennen.

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