Kolumbien / Politik

ELN: Erklärung der Regierung von Kolumbien zur Verschiebung des Friedensdialogs ist falsch

2016-10-10-instalacion-dialogos-eln.jpg

Delegierte der Regierung und der ELN gaben bei einer Pressekonferenz am 10. Oktober in Caracas den Auftakt offizieller Verhandlungen am 27. Oktober bekannt
Delegierte der Regierung und der ELN gaben bei einer Pressekonferenz am 10. Oktober in Caracas den Auftakt offizieller Verhandlungen am 27. Oktober bekannt

Bogotá. Die ELN-Guerilla hat die Regierung von Kolumbien beschuldigt, falsche Informationen über die einseitige Verschiebung der Friedensverhandlungen zu verbreiten. Um ihre Vorwürfe zu stützen, veröffentlichten die Rebellen am Montag in einem Kommuniqué Teile der bisher geheim gehaltenen Vereinbarungen mit der Regierung.

Der Auftakt des Friedensdialogs war ursprünglich für den 27. Oktober in Quito abgemacht. Die Absage hatte die Regierung damit begründet, dass die Nationale Befreiungsarmee (ELN) den entführten Politiker Odín Sánchez zuvor hätte freilassen sollen. Zu diesem Punkt des "Dokuments 3" der Vereinbarungen heißt es jedoch, dass "die ELN einen Entführten im Laufe des ersten Gesprächszyklus freilassen wird". Damit soll Sánchez gemeint sein.

Der 27. Oktober sei als Deadline für zwei Freilassungen vereinbart worden, die laut ELN-Zentralkommando (Coce) bereits stattgefunden haben. In einem Auszug aus dem "Dokument 2", den das Coce ebenfalls publik machte, steht, dass die ELN vorher "den Prozess zur Freilassung von zwei Entführten im Rahmen humanitärer Aktionen beider Seiten starten wird". Entsprechend hätten die Rebellen den Ex-Bürgermeister von Charalá und einen Reisproduzenten freigelassen und die Vereinbarungen eingehalten, führt das Coce aus.

"Wir werden keine Debatte um Details erzeugen, um zu diskutieren, für wann welche Freilassung vereinbart wurde", entgegnete der Innenminister und Friedensdelegierte Juan Fernando Cristo am Montag. Für die Regierung ist die Freilassung von Sánchez nicht verhandelbar: "Bis wir Odín Sánchez nicht frei, gesund und wohlbehalten gesehen haben, wird es keine öffentliche Verhandlung mit dieser Guerilla geben", hatte Präsident Juan Manuel Santos am Sonntag auf Twitter verkündet.

Sánchez war wegen seiner Verbindungen zu den paramilitärischen Gruppen des Departamento Chocó viereinhalb Jahre im Gefängnis. Davor hatte er den zweiten Vorsitz des Repräsentantenhauses inne gehabt. Sánchez wird von der ELN gefangen gehalten, nachdem er sich vor sechs Monaten gegen seinen entführten Bruder eintauschen ließ.

Inzwischen verständigen sich ELN und Regierung über die Bildung einer humanitären Kommission zur Freilassung von Sánchez. Sie soll aus Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes und der Länder, die den Friedensprozess begleiten, zusammengesetzt sein.

Die Absage des Dialogstarts hat Organisationen der Friedensbewegung enttäuscht, deren Vertreter eigens nach Quito geflogen waren. Circa 450 nationale und internationale Gäste hatten sich dort für den Beginn der sogenannten öffentlichen Phase der Friedensverhandlungen versammelt. In einem gemeinsamen Kommuniqué wiesen sie auf die Notwendigkeit hin, einen bilateralen Waffenstillstand zu vereinbaren. Gespräche inmitten des bewaffneten Konflikts zu führen, sabotiere die Verhandlungen, sagte der linke Abgeordnete Alirio Uribe.

Die Regierung Santos hatte vor zwei Jahren inoffizielle Gespräche mit der ELN, der zweitgrößten Guerilla Kolumbiens, aufgenommen. Im März haben sich beide Seiten auf eine gemeinsame Diskussionsagenda geeinigt, die in einer öffentlichen Verhandlungsphase abgearbeitet werden soll. Anfang Oktober verkündeten sie die Startzeremonie für den 27. desselben Monats und den Beginn der Arbeitssitzungen für den 3. November.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link