Zwei Mitglieder der Farc in Kolumbien vom Militär getötet

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Die Farc-Mitglieder 'Mónica' und 'Joaco' wurden nach Augenzeugenberichten von Scharfschützen der kolumbianischen Streitkräfte getötet
Die Farc-Mitglieder 'Mónica' und 'Joaco' wurden nach Augenzeugenberichten von Scharfschützen der kolumbianischen Streitkräfte getötet

Bogotá. Trotz des bilateralen Waffenstillstands zwischen Regierung und Farc-Guerilla, der am 29. August im Vorfeld der Unterzeichnung der ersten Fassung des Friedensabkommens begann, haben Scharfschützen der Armee nach Angaben von Augenzeugen vergangene Woche zwei Mitglieder der Farc erschossen. Dies hat die lokale Bergbau- und Kleinbauernorganisation Aheramigua in einem Bericht an die Beobachtungskommission des Waffenstillstands mitgeteilt, die die Geschehnisse untersucht. Die Informationen von Aheramigua widersprechen der Version des Militärs, laut der die zwei Rebellen Erpressungen durchführten und in einem Gefecht mit Soldaten gefallen seien.

Einwohner am Ort des Geschehens im Landkreis Santa Rosa im Süden des Departamento Bolívar haben laut dem Bericht beobachtet, wie der Guerillero "Joaco" plötzlich auf den Boden fiel, während er telefonierte. Als seine Begleitung, die Guerilla-Kämpferin "Monica", sich über ihn beugte, um zu sehen was passiert war, sei auch sie erschossen worden. Die Scharfschützen der Armee wurden circa 40 Meter von den getöteten Rebellen entfernt gesehen. Ein dritter Guerillero sei festgenommen worden. Anschließend drangen die Soldaten, von denen zwei vermummt waren, in die Häuser ein und hätten die Bewohner, einschließlich Kinder und eine minderjährige Mutter, drangsaliert, als Guerilla-Helfer beschimpft und ihre Personaldaten aufgenommen, so Aheramigua.

Nun will die dreigliedrige Kommission, die den Waffenstillstand überprüfen soll und zu der die UNO, Regierungsvertreter und Farc-Mitglieder gehören, in den nächsten Tagen die Ergebnisse ihrer Untersuchungen mitteilen.

Darüber hinaus prangerte Aheramigua eine aggressive Grundhaltung des Militärs gegenüber der Bevölkerung der Zone an. Die Sicherheitskräfte behandelten die Einwohner als Guerilla-Unterstützer. Die Organisation beschuldigte das Militär außerdem, "Politisierung zu betreiben". Angehörige des Armee-Bataillons 48 "Prócer Manuel Rodríguez Torrices" hätten sich am 2. Oktober, dem Tag des Plebiszits zum Friedensvertrag, am Eingang des Wahllokals postiert und die hereinkommenden Bürger genötigt, gegen das Abkommen zu stimmen.

Nach Militärangaben wurde im Department Chocó ‒ ebenfalls in einem Gefecht ‒ einer der Anführer der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) alias "Pastuso" getötet, der für sein Engagement für die Verhandlungen mit der Regierung bekannt war. Diese Gespräche sollten unlängst in Quito beginnen, werden seit Monaten aber immer wieder von der Regierung aufgeschoben. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos gratulierte den Streitkräften auf Twitter zur "Neutralisierung" des ELN-Kommandanten.

Unterdessen werden weiterhin stetig Morde an Menschenrechts- und Umweltaktivisten im gesamten Land gemeldet. Die linke Basisorganisation Marcha Patriótica informierte über fünf Attentate auf führende Persönlichkeiten sozialer Bewegungen allein am vergangenen Wochenende. Dabei wurden drei Menschen getötet und einer lebensgefährlich verletzt.

Für Beunruhigung unter den Aktivisten sorgte auch die gewaltsame Räumung des Friedenscamps auf dem Plaza Bolívar in der Hauptstadt Bogotá. Dort hatten Unterstützer der Friedensprozesses seit Wochen für die Umsetzung des Abkommens mit den Farc protestiert und sind nun von der Aufstandsbekämpfungseinheit der Polizei (Esmad) vertrieben worden.

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