Kuba / Politik

Lange Schlangen vor Kondolenzbüchern für Fidel Castro in Kuba

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Menschenschlange für das Kondolenzbuch für Fidel Castro auf dem Platz der Revolution in Havanna
Menschenschlange für das Kondolenzbuch für Fidel Castro auf dem Platz der Revolution in Havanna

Havanna. In Kuba haben sich nach dem Tod von Fidel Castro lange Schlangen vor Räumlichkeiten gebildet, in denen Kondolenzbücher für den verstorbenen Revolutionsführer und langjährigen Staats- und Regierungschef ausliegen. Eintragen konnten sich die Menschen von Montag neun Uhr morgens an bis 22 Uhr abends. Den Büchern vorangestellt war der Auszug aus einer Rede, die Castro am 1. Mai 2000 auf dem Revolutionsplatz in Havanna gehalten hatte: "Revolution ist ein Gespür für den historischen Moment, ist verändern was verändert werden muss, ist wahre Gleichheit und Freiheit".

Während die regierungskritische Bloggerin Yoani Sánchez, die inzwischen beim deutschen Regierungssender Deutsche Welle einen Versorgungsposten erhalten hat, von "Gleichgültigkeit auf Kuba" schrieb, warteten zehntausende Menschen in Havanna auf dem Platz der Revolution vor dem Denkmal des Unabhängigkeitskämpfers José Martí, um die Urne Fidel Castros zu sehen und sich in das dortige Kondolenzbuch einzutragen. Auf dem Revolutionsplatz hatte Fidel Castro in den vergangenen Jahrzehnten auf Massenkundgebungen zahlreiche seiner Reden gehalten. Seine blumengeschmückte Urne wurde mit den militärischen Orden des Revolutionsführers ausgestellt.

Auf der ganzen Insel wurden zudem hunderte Räume hergerichtet, damit die Menschen dem "Máximo Líder" ihre letzte Ehre erweisen können. Am Dienstag wird in Havanna ein Staatsakt mit internationaler Beteiligung stattfinden. Später soll die Asche Castros über mehrere Tage hinweg bis nach Santiago de Cuba gebracht werden. Castros letzte Reise nimmt damit die umgekehrte Route der "Karawane der Freiheit", mit der die Revolutionäre 1959 nach dem Sturz des von den USA unterstützten Diktators Fulgencio Batista nach Havanna eingezogen waren.

Mehrere lateinamerikanische Staaten haben indes eine mehrtägige Staatstrauer erklärt. In Venezuela veröffentlichte das Außenministerium eine Erklärung, in der sich die Regierung mit dem kubanischen Volk solidarisiert und drei Tage Staatstrauer erklärt, "um das Andenken und das Erbe" Castros zu ehren.

Bolivien erklärte sieben Tage Staatstrauer. "Im Namen des bolivianischen Volkes (erkläre ich) unser Beileid und unsere Solidarität für die Familie, die Regierung und das Volk Kubas", sagte Präsident Evo Morales. Fidel Castro müsse "mit der Einheit der Völker" geehrt werden.

Nicaragua rief eine neuntägige Trauerzeit aus, Uruguay hatte die Fahnen am Wochenende einen Tag auf Halbmast gesetzt. Diesem Beispiel folgten auch Länder auf anderen Kontinenten, unter anderem das nordafrikanische Algerien, aber auch Vietnam und Nordkorea.

Für Schlagzeilen sorgten aber auch rechtsgerichtete Akteure mit heftiger Kritik an dem Verstorbenen. Das Oppositionsbündnis MUD in Venezuela wählte ähnliche Worte wie der designierte US-Präsident Donald Trump, indem es Castro "Erschießungen, Enteignungen, Inhaftierungen, Hunger und Verfolgung" nachsagte. Zuvor hatte es am Wochenende in Miami, einer Hochburg politischer Exilanten aus Kuba, spontane Freudenfeiern gegeben. Auf dem amerikanischen Kontinent blieb das jedoch eine Ausnahmeerscheinung, der alleine die westliche Presse viel Aufmerksamkeit widmete.

Die deutsche Bundesregierung, die sich öffentlich zum Tod von Castro nicht geäußert hat, schickt offenbar SPD-Altkanzler Gerhard Schröder zum Staatsakt nach Kuba. Dabei vertreten sein wird nach Informationen von amerika21 auch der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Wolfgang Gehrcke.

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