Camila Vallejo: Medien in Chile machen politisch aktive Frauen zur Karikatur

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Camila Vallejo
Camila Vallejo

Santiago de Chile. Die Abgeordnete der kommunistischen Partei im Parlament in Chile und Anführerin der Studentenproteste 2011, Camila Vallejo, hat in einem Interview die Ungleichheit zwischen Mann und Frau beklagt. Für geschlechtsbezogene Diskriminierung reiche die Tatsache aus, "kein Mann zu sein".

Als ehemalige Präsidentin der Föderation chilenischer Studenten (FECH) forderte Vallejo eine weitreichende Reform des Bildungssystems und insbesondere die kostenfreie Bildung für alle. Heute leitet sie die Bildungskommission im Parlament, ist die jüngste der 120 Abgeordneten und eine von 19 Frauen – eine Tatsache, die die in der chilenischen Gesellschaft verankerte Geschlechterungleichheit widerspiegelt.

"Es kommt zu einer Art Karikierung der politischen Aktivität einer Frau, aus dem einfachen Grund, dass es sich um eine Frau handelt", erklärte Vallejo. Dafür gebe es viele Beispiele. Immer wieder gehe es in Worten und Bildern darum, wie eine politisch aktive Frau aussehe, wie ihre Beine seien, wie sie sich kleide und ob sie lache. Die Medien spielten dabei eine wichtige Rolle, denn sie bestünden darauf, ein bestimmtes Bild der Frau zu zeichnen und dies übertrage sich auch auf die sozialen Netzwerke und die Meinung der Leute.

Vallejo nannte einen weiteren Aspekt, der Gegenstand von Polemiken sei: ihr Gehalt als Abgeordnete. Sie verdiene genau so viel wie andere Parlamentarier und habe die gleichen Dekrete zur Senkung der Diäten unterzeichnet. Aber sie sei diejenige, die "sich verkauft und viel Geld verdient". Sie werde nicht nur angegriffen "weil ich Kommunistin bin, sondern weil ich eine Frau bin, die Geld verdient. Das Schlimmste vom Schlimmsten."

Im Global Gender Gap Bericht 2015, der vom Weltwirtschaftsforum veröffentlicht wird, wird Chile an 73. Stelle von 145 Staaten genannt. Insbesondere in den Bereichen Bildung und Arbeit zeige sich die Geschlechterdifferenz sehr deutlich. Der Prozentsatz erwachsener Frauen im Alter von 25 bis 59 Jahren in der Arbeiterschaft sei von 40 Prozent im Jahr 1999 auf 66 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Dies ist eine der niedrigsten Zahlen aller OECD-Länder und liegt unterhalb des lateinamerikanischen Durchschnitts. Der Bericht verweist außerdem auf ein eklatantes Lohngefälle zwischen den Geschlechtern: das durchschnittliche Einkommen für Männer liegt bei 922 US-Dollar, während das für Frauen 648 Dollar beträgt. Daraus ergibt sich ein Unterschied von 30 Prozent.

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