Jährlich zehntausende Vertriebene in Mexiko durch Drogenkrieg und Gewalt

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Die Mord- und weitere Gewaltraten werden in Mexiko angezweifelt
Die Mord- und weitere Gewaltraten werden in Mexiko angezweifelt

Mexiko-Stadt. Ein neuer Menschenrechtsbericht weist auf die Dimension von Vertreibung durch Gewalt in Mexiko hin: Alleine im Jahr 2016 seien in dem Land über 20.000 Menschen von Vertreibung und Flucht betroffen gewesen, stellt die Menschenrechtsorganisation CMDPDH fest. Ihr Bericht führt für das vergangene Jahr 29 Massenvertreibungen auf, die meisten verursacht durch Drohungen der Drogenkartelle oder Repressalien der Staatsorgane in Konfliktregionen.

Doch auch soziale Konflikte zählen zu den Ursachen von Vertreibungen ganzer Gemeinden, insbesondere in den südlichen Bundesstaaten Oaxaca und Chiapas. In diesem Zusammenhang führt der CMDPDH-Bericht unter anderem die gewaltsame Vertreibung einer Gemeinde mit 74 Bewohnern durch ein Bergbauprojekt kanadischer Investoren in Jalisco wird an.

Am stärksten betroffen von den Vertreibungen war die indigene Bevölkerung. Die höchste Zahl Vertriebener hat der Bundesstaat Michoacán zu verzeichnen. Rund 10.000 Menschen mussten dort ihr Heim temporär oder auf ungewisse Zeit verlassen. Für 2016 erfasste der Bericht 21.000 Vertriebene, für den Zeitraum der letzten acht Jahre schätzt die Organisation die Zahl auf 310.000.

Die Menschenrechtsorganisation CMDPDH merkt zu den Zahlen an, dass die "Abwesenheit von staatlichen Programmen und die fehlende Unterstützung der Vertriebenen" es erschwert, zu erfahren, wie viele der Vertriebenen zurückkehren konnten. Gemäß der Erfahrungen der Organisation kehren jedoch selten alle Mitglieder einer Gemeinde geschlossen zurück. Oft verlassen einige Betroffene ihre Gemeinde für immer. Die Gewalt spaltet Familien und bricht das soziale Netzwerk auf.

Auch aus anderen Gründen ist die Lage in Mexiko angespannt. Die Mordrate ist 2017 so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung, trotz der Zweifel an der Vollständigkeit der offiziellen Statistiken. Und ein Bericht der Nationalen Menschenrechtskommission CNDH verweist auf die Tragödie der gewaltsam Verschwundenen, die inzwischen auf 33.000 Personen seit Beginn des Drogenkriegs im Jahr 2007 geschätzt wird. Auch hier ist die Datenlage unzureichend, wie unlängst auch der Innenminister Osorio Chong im Gespräch mit Angehörigen zugab und einmal mehr Abhilfe versprach. Unterdessen identifizieren die Angehörigen der Verschwundenen fast wöchentlich neue Massengräber.

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